Hans Eiber präsentiert einen neuen Favorit für das Fischen dicht unter der Wasseroberfläche: Stoppelmuster. Was ausrangierte Federkiele damit zu tun haben und wie er seinen Fischverführer bindet, steht in der aktuellen FISCH & FLIEGE.
Ich fische gerne mit leichten, knapp unter der Wasseroberfläche angebotenen, Nymphen gezielt auf steigende Fische. Sie akzeptieren diese Muster oft selbstverständlicher und mit weniger Misstrauen, als eine Trockenfliege. Kommt ein bisschen Kupferdraht als Rippung dazu, geht’s auch eine oder zwei Stationen tiefer. Ganz im Stil von Frank Sawyer, der schon vor 100 Jahren mit dem „Induced Take“ Fliegenfischergeschichte schrieb. Bis jetzt war seine geniale Fasanenschwanznymphe oder die aus derselben Zeit stammende und nicht minder populäre Hasenohrnymphe meine Favoriten dafür, aber dieses Jahr fand ich eine weitere Variante: Stoppelmuster.
Resterampe
Vor einiger Zeit band ich traditionelle Streamer mit klassischen Schwingen aus weichen, flexiblen Hechelfedern. Ich brauche dazu aber nur die Spitzen, der Rest wandert in den Bindemüll. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie kam mir dann eine Idee: Könnte ich nicht diese Reste verwenden? Die Kiele vielleicht? Vorausgesetzt, sie sind noch lang genug. Eine bekannte Technik, über die ich eigentlich nicht lange zu reden brauche. Ich muss nur die Fibern mit den Fingern abziehen, den Kiel etwas wässern und einweichen, damit er nicht bricht. Um den Hakenschenkel gewunden entstehen so schlanke, fein gerippte Körper. Aber was, wenn ich die Fibern nur etwas einkürze, sozusagen als Stoppeln stehen lasse. Lässt sich daraus etwas machen? Das Ergebnis war letztlich die „Stoppelnymphe“, wobei ich absolut keinen Anspruch auf Ersttäterschaft erhebe. Ich bin sicher, dass irgendwo und irgendwann schon ein anderer Binder etwas ähnliches auf den Haken gebracht hat.
Wasser ist wichtig
Die Länge der Restfeder hängt von der Hakengröße ab. Vier bis fünf Zentimeter sind für kleinere Muster prinzipiell ausreichend. Farbe? Grau, Braun, ist okay. Auch alles mit Grizzly eignet sich für Stoppelmuster. Zur Vorbereitung nehme ich die Feder am abgeschnittenen dünneren Ende zwischen zwei Finger und streiche die Fibern mit der anderen Hand gegen den Strich, damit sich die Fibern gut aufstellen. Dann werden sie mit der Schere auf wenige Millimeter Stoppellänge entlang des Kiels zugeschnitten. Das ist noch nicht die Länge, die ich später auf dem Muster haben will. Die Fibern sollen sich nur beim Anwinden auf dem Haken nicht gegenseitig einklemmen, sondern natürlich aufstellen und abspreizen. Ziehe ich die Fibern auf einer Seite ganz ab, wird der Körper noch filigraner. Dann kommen die Kiele in ein mit Wasser gefülltes Gefäß. Ein Tropfen Spülmittel beschleunigt das Einweichen.
Fotos und Text: Hans Eiber
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