Vor etwa 20 Jahren schwappte die große Jerk-Welle aus den USA nach Deutschland. Mit harten Ruten wurden schwere Köder durchs Wasser geprügelt. Seitdem hat sich viel getan, Material und Köder sind deutlich filigraner geworden.

Der Reiz beim Jerken liegt darin, dass wir den Köder durch Impulse zum Leben erwecken müssen. Einfach eingekurbelt macht er außer Schlangenlinien nicht viel. Wenn wir ihn aber mit Tempowechsel oder Zupfern über die Rute und Rolle animieren, bricht er attraktiv aus, taucht ab, schießt nach vorne und taumelt in den Pausen verführerisch ab. Kurz: Er zuckt wie ein angeschlagenes Fischchen durchs Wasser und reizt die Hechte zum Anbiss. Mein erster Jerkbait war ein Modell des amerikanischen Köderherstellers Jack Cobb.

Leider riss der Köder irgendwann ab und ich weiß nicht mehr, wie schwer er wirklich war. In meiner Erinnerung war er ein dicker, schwerer Holzscheit. Dementsprechend brachial war die Rute. Ein extrem steifer Prügel zum Muskie-Angeln. Mit ihm drosch ich den Großköder aggressiv durchs Wasser – ein Wunder, dass darauf überhaupt jemals ein Hecht biss. Der Drill verdiente den Namen eigentlich nicht. An dem Besenstock kurbelte ich den Hecht einfach ran. Die Gefahr des Ausschlitzens war dementsprechend hoch, immer wieder verlor ich gute Fische kurz vor der Landung.

Was damals vor allen Dingen Spielwiese einiger Hechtverrückter war, wurde bald zu einer der erfolgreichsten Methoden überhaupt. Schnell machten sich fi ndige Köderbauer daran, die Methode und Köder hiesigen Verhältnissen anzupassen. Pioniere wie Jürgen Haese, Marc Mihan und Roy Polinski entwickelten die Piketime-Jerkbaits. Originalköder gibt’s heutzutage zu hohen Preisen im Internet. Diese Modelle reagierten schon auf leichte Bewegungen der Rute und ließen sich ohne Kraftaufwand in den verführerischen Zickzacklauf – auch „Walk the Dog“ genannt – versetzen.

Sebastian Lagatz ist Köderbauer. Seine Spezialität sind Tailbaits wie der Lagatzo Victim, auf den auch dieser Großhecht biss

 

Heute haben alle Hersteller Jerkbaits in verschiedenen Größen im Sortiment und unzählige Köderbauer stellen in ihren Garagen oder Kellern echte Kunstwerke her. Einer von ihnen ist Sebastian Lagatz, der in Brandenburg die „Lagatzo Custom Baits“ produziert. „Moderne Jerks sind echte High Performance-Köder“, sagt er. „Die reagieren schon auf kleinste Impulse.“ Dem muss auch die Ausrüstung angepasst werden. Um zu verhindern, dass sich der Köder beim seitlichen Ausbrechen im Vorfach verheddert, wurden anfangs Spinnstangen empfohlen. Allein schon beim Gedanken an einen solch dicken, steifen Draht, schlägt Sebastian die Hände über dem Kopf zusammen. „Der Köder muss bei jeder Bewegung gegen das dicke und schwere Vorfach arbeiten. Das ist ungefähr so, als wenn Du ein Rennrad mit angezogener Handbremse fährst.“

Den kompletten Artikel lest Ihr in RUTE&ROLLE 05/2020!
Text & Fotos: Georg Baumann

 

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