Claes Claesson ist einer der berühmtesten Köderbauer der Welt. Seine Marke „Svartzonker“ ist in aller Munde. Trotzdem ist der sympathische Schwede auf dem Boden gelieben.

Autor: Georg Baumann

Claes Claesson hat die seltene Gabe, seinem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, dass dieser zumindest in diesem Moment der wichtigste Mensch auf Erden ist. Ich treffe den 45 Jahre alten Schweden an einem dunklen, verregneten Novemberabend in einer Gaststätte auf Rügen. Er sieht aus wie einem stylischen Outdoor-Magazin entsprungen und würde auch bestens in ein hippes Café im Prenzlauer Berg passen: groß und schlank mit freundlichen, braunen Augen und einem gewinnenden Lächeln. Natürlich dürfen der obligatorische Dreitagebart und Tätowierungen nicht fehlen. Von letzteren sehe ich zwar nur jeweils ein rundes Tattoo auf den Innenflächen seiner Hände. Doch von Internet-Fotos weiß ich, dass Claes’ Oberkörper reich geschmückt ist. Ein Rockstar der Angelszene, der mit seinem Label „Svartzonker“ zu den berühmtesten Köderbauern weltweit zählt.

Nicht nur dicke Fische für Claes Claesson

Auf Rügen betreute er ein mehrtägiges Hechtseminar mit rund 20 Teilnehmern, auf dem seine Svartzonker-Köder vorgestellt und gefischt wurden. Claes war von morgens bis abends auf dem Wasser, hielt Vorträge und stand rund um die Uhr für Fragen zur Verfügung. Jetzt ist er hundemüde und müsste eigentlich die aufgelaufenen Emails mehrerer Tage beantworten. Doch als er mich sieht, klappt er sofort seinen Laptop zu, begrüßt mich, als seien wir alte Bekannte und beginnt ein angeregtes Gespräch. Was mir sofort auffällt: Claes spricht nicht nur übers Angeln. Er erkundigt sich, wie’s mir geht, ob ich Familie habe und was ich sonst noch so treibe. Das ist ungewöhnlich in einer Szene, in der es oft nur darum geht, wer wann welchen Fisch gefangen hat. Claes ist zwar durch und durch angelverrückt, aber die Angelei ist für ihn nicht alles. „Wir heilen keine Krankheiten und wir beenden keine Kriege“, sagt er. „Wir gehen nur leidenschaftlich gerne angeln. Nicht mehr und nicht weniger.“ So spricht jemand, der im Leben mehr gesehen hat als dicke Fische.

Charmanter Gesprächspartner

Ich hatte vorab viel über Claes gelesen, Youtube-Filme angeschaut und seine Facebook-Posts verfolgt. Obwohl er auch dort sehr offenherzig über sich und sein Leben Auskunft gibt, konnte ich mir kein rechtes Bild machen. Wann wird die Person zur Marke? Was ist echt, was Inszenierung? Auch an diesem Abend bin ich mir nicht sicher. Im Gespräch wirkt Claes sehr nahbar. So, als unterhalte er sich mit einem Freund, dem er persönliche Dinge anvertraut. Das ist natürlich Quatsch, schließlich sehen wir uns zum ersten Mal. Die meisten seiner Geschichten kenne ich bereits, sie fehlen in keinem Interview mit Claes: Dass er mit dem Fußballidol Zlatan Ibrahimovic befreundet ist und gemeinsam mit ihm angeln geht. Dass er in Schweden eine eigene Fernsehsendung hat und selbst ziemlich berühmt ist. Dass er sich aus schwierigen Verhältnissen hochgearbeitet hat. Trotzdem fühle ich mich geschmeichelt. Claes versteht es, eine vertraute Atmosphäre zu schaffen. Er ist nicht aufdringlich. Ich unterhalte mich gerne mit ihm.

Lest das komplette Portrait zu Claes Claesson in der aktuellen Ausgabe 09/2017 von Rute&Rolle!

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