Ob Tarpon-Action, spannendes Light Tackle-Fischen zwischen Mangroven oder Drills der Extraklasse auf Hai & Co – dafür ist Florida die erste Adresse. Aber auch für nichtangelnde Mitreisende bietet der Sunshine State unendliche Möglichkeiten für einen unvergesslichen Trip. Unser Redakteur Elmar Elfers berichtet für Euch:

Kaum schiebt sich die Sonne hinter dem Horizont empor, verneigt sich auch schon die erste Rute im Bug und die Rolle kreischt auf. „Fish on“, ruft Captain Dave und weiß, was jetzt kommt. David allerdings nicht und hat mächtig mit dem silbernen Riesen zu tun! Dieser ist mehr über als unter Wasser und zieht alle Register. Meter für Meter Schnur holt David zurück, die ihm der Tarpon jedoch im Handumdrehen wieder von der Rolle reißt. Es ist der absolute Wahnsinn! Nach 20 schweißtreibenden Minuten ist der Riese bereit zur Landung. Ein beherzter Griff ins große Tarponmaul und der Kampf ist vorbei: „Yes, was für ein Fisch“, schallt es in die warme Morgenluft. Welcome to Florida!

Unkompliziert in die USA

Es ist Anfang Juni. David Böttcher, Björn Rahlf und ich halten nach wenigen Klicks am Checkin-Automaten unsere Tickets in der Hand und geben das Gepäck auf. Genauso wie der Sicherheitscheck läuft alles umkompliziert und schnell ab. Über Amsterdam fliegen wir nach Atlanta. Bei der sogenannten Immigration (Einreise in die USA) beantworten wir ein paar Fragen des freundlichen Beamten und starten kurz darauf zu unserem letzten Flug nach Fort Myers. Dort warten bereits Karin und Uwe Lange, die die Betreuung der Gäste vor Ort leiten. Natürlich in Deutsch. „28 Grad am Abend sind normal“, erzählt Uwe auf dem Weg in unser Ferienhaus auf Matlacha. „Man gewöhnt sich aber schnell an die Temperaturen von gut 30 Grad im Juni und schaltet im Nu in den Urlaubsmodus.“

Mehr als Angeln

Am nächsten Morgen kurbeln wir bereits vor unserem Treffen mit Uwe die ersten Köder durch die Fluten. Unser Fisherman’s Cottage liegt direkt am Wasser. Das Mangroven- und Inselsystem gehört zum Pine Island Sound und ist Heimat von Snook, Jack Crevalle, Spotted Seatrout oder Baby-Tarpon. Und hier wird überall die Rute geschwungen. Ob auf den Brücken, von Boot und Kajak oder den Angelstegen. Tackle und Köder gibt’s an jeder Ecke. Zusammen mit Karin und Uwe besuchen wir verschiedene Haustypen, die rund um Matlacha und Cape Coral zu mieten sind. Von bunt über geräumig bis luxuriös ist alles dabei. Viele davon trumpfen sogar mit Wasserlage auf! Besonders praktisch: Reist ihr mit Kind und Kegel oder den Angelkumpels an, gibt’s nirgends Platzprobleme. Und die Langeweile lasst ihr auch in Deutschland zurück. Outlets, Museen wie das Edison Fort Estate in Fort Myers, Airboat-Trips durch die Everglades oder ausgiebige Strandbesuche bieten Unterhaltung vom Feinsten.

Urzeitfisch

Wir sind aber zum Angeln hier und beginnen mit einer sogenannten Backwater-Tour auf Snook & Co. „Hi guys, I am John“, begrüßt uns der von der Sonne Floridas braungebrannte Guide. Kaum sind unsere Sandwiches und Wasserflaschen in der Kühlbox verschwunden, heißt es: „Leinen los und Kurs Fisch“. In einer tiefen Rinne serviert John Shark-Sushi. Ok, es ist einfach ein halber Jack Crevalle. Dann kommt Björn als erster in den Genuss unbändiger Kraft. „Was ist das?“, schreit er, während sein Gegner den Turbo einlegt und von der geschlossenen Rolle die Schnur Richtung Horizont verschwindet.

Ist es ein Ammen- oder Schwarzspitzenhai? Auf jeden Fall ist Pumpen angesagt. Plötzlich taucht eine „Säge“ neben dem Boot auf. Björn liegt mit einem Sawfish (Sägerochen) im Clinch und bekommt den Mund nicht mehr zu! Ein rund drei Meter langes, in raue Haut verpacktes Kraftpaket verlangt unserem Nordlicht alles ab! Gekonnt löst John den Haken, während die messerscharfen Zähne immer dicht an seinem Arm vorbeischwingen. Das nennen wir einen Auftakt nach Maß!

Da ist doch was im Busch

Anschließend steuert Guide John die Mangroven an. Vor den landestypischen Wasserpflanzen gehen besonders gerne Snooks auf Raubzug und finden einen reich gedeckten Tisch zwischen den Wurzeln vor. Dafür sorgen auch wir und zupfen unsere Köderfische durchs nur knietiefe Wasser. Ein Schwarm großer Snooks nähert sich von rechts. „Do not cast in front of the first fish“, ermahnt uns John. Wer den Anführer verschreckt, löst den gesamten Schwarm auf. Also zielen wir auf die Jungs im Schlepptau – und es funktioniert! Nach einigen Fehlattacken kommen die ersten Snooks an Bord. Sie sehen ein wenig wie unsere Zander aus. Aber Vorsicht beim Landen! Die Kiemendeckel sind rasiermesserscharf und der „Barschgriff“ ist deutlich ungefährlicher.

Beim Zurücksetzen „saugen“ sich die Fische am Daumen fest und lassen erst los, wenn sie sich erholt haben. John ist ein Top-Guide, der viele wichtige Infos über das Hinterlandfischen auf Lager hat. Zum Schluss ankern wir noch an einem Hotspot, an dem das ablaufende Wasser über eine Kante fließt. Das bewegte Wasser ist ein wahrer Fischmagnet und wir fangen abwechselnd Jacks und Spotted Seatrouts. An den leichten Spinnruten gehen die Halbstarken echt gut ab! Diese Angelei ist auch für Nichtangler oder Einsteiger ein toller Spaß.

Urlaubsfeeling pur

Bei Fisch-Tacos und Kokosgarnelen lassen wir den Tag bei „Bert’s“ Revue passieren. Das sogenannte Waterfront-Restaurant ist fußläufig von unserem Ferienhaus erreichbar, bietet eine bunte Mischung an
Seafood-Gerichten mit Blick aufs Wasser und wird zu unserem Stammlokal. Matlacha mit seinen bunten Häuschen ist typisch für Florida. Kleine Restaurants, Cafés und verschiedene Shops wechseln sich ab. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kommt ganz von alleine in den Relaxmodus und die Erholung setzt ab der ersten Minute ein. Satt und zufrieden planen wir den nächsten Tag. Es geht auf Tarpon! Treffpunkt ist fünf Uhr – am Morgen. Die kurze Nacht ist kein Problem. Wir sind so heiß auf DEN Angelfisch Nummer eins hier in Florida und stehen pünktlich auf der Matte.

Silver Kings – erster Kontakt

Noch im Dunkeln legen wir mit Captain Dave ab. Es ist bereits über 25 Grad warm und die Prognose für den Tag sieht wieder top aus! Dann geht es mit dem Hebel auf dem Tisch Richtung Sanibel Island. Ziel ist die östliche Spitze beim Leuchtturm. Dort haben sich bereits einige Boote vor Anker gelegt, um die mit der Tide hereinziehenden Fische anzupassen. Mittelschwere Bootsruten mit sensibler Spitze und Multirollen kommen zum Einsatz. Als Köder setzt Dave auf Krebse, Shrimps oder Stückfisch. Sie gehen an simplen Grundmontagen über Bord.

Langsam schiebt sich die Sonne hinter dem Horizont hervor und lässt den Himmel in den schönsten Farben erstrahlen. Urplötzlich reißt das Kreischen einer der Rollen uns aus unseren Gedanken! „Tarpon, da springt er!“ David steht im Bug und kann erst einmal nichts machen: Sein Gegner lässt sich von der geschlossenen Rolle überhaupt nicht beeindrucken. So schnell wie alles begann ist es schon wieder vorbei. Der Haken hat im knochigen Maul keinen Halt gefunden. David weiß nun, wie sich ein Tarpon an der Angel anfühlt…

Drill mal drei

Viel Zeit zum Ausruhen ist nicht drin, nur wenige Augenblicke später schiebt sich der nächste Tarpon über einen der Köder – und sitzt! Es ist schier unglaublich, was die silbernen Kraftpakete drauf haben. Hohe Sprünge wechseln sich mit langen Fluchten ab. David legt sich mächtig ins Zeug und gewinnt Meter für Meter Schnur zurück. Wir entscheiden uns, den Fisch am Strand von Sanibel zu landen. Das ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Immer wieder folgen große Haie dem Tarpon am Haken. Dave springt zuerst ins Wasser, dann folgt David mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Je näher der Silver King kommt, desto deutlicher werden seine Ausmaße. „Was für ein Fisch!“ David strahlt übers ganze Gesicht – und das zurecht!

Dann geht alles ganz schnell: Dave bekommt den Dicken sicher zu fassen und präsentiert zusammen mit dem überglücklichen Fänger den fetten Silberbarren von geschätzten 120 Pfund! Zwischen Mai und Anfang Juli ziehen die großen Exemplare durch die Gewässer rund um Cape Coral. Guides wie Dave kennen die Gewässer wie ihre Westentasche und sind mit den Tarpon aufgewachsen. Die Fangchancen stehen extrem gut, wenn Sie auf die Erfahrung der Einheimischen setzen. Boot und Ausrüstung sind erstklassig und eine Tarpon-Tour bleibt für ewig in Erinnerung. Das können Björn und ich ebenfalls bestätigen. Denn auch wir kommen in den Genuss eines spektakulären Tarpon-Drills. Alle Fische werden im Wasser vom Haken befreit und schwimmen nach kurzer Erholungspause wieder ihrer Wege. Captain Dave schaut in drei völlig geschaffte, aber überglückliche Gesichter.

Unbändige Kraft

Die nächsten Tage verbringen wir mit Sightseeing, einem Abstecher zum Blind Pass auf Sanibel Island, Kajakangeln und vielen Stunden an unserer Hausbrücke. Dann steht die letzte Ausfahrt an: Es geht auf Hai und Goliath Grouper! Die Küste noch in Sichtweite liegen wir über einem steinigen Spot vor Anker und servieren große Fischstücke an extrem kräftigen Bootsruten am Grund. Was auch beißt, die Devise lautet: Pumpt den Fisch vom Grund weg. David merkt schnell, dass dies leichter gesagt ist als getan. Sein erster Gegner zieht die Rute so brachial runter, dass David sich nur mit Mühe an Bord halten kann. Pumpen? Keine Chance! Unser Captain vermutet einen Grouper zwischen 300 und 400 Pfund, der sich am Grund festgesetzt hat…

Drei Riesen verlangen uns alles ab

Insgesamt gehen uns drei der Riesen an den Haken. Nach oben bekommen wir leider keinen. Dann tut sich nichts mehr und wir wechseln den Platz. Nach ein paar Fehlbissen geht’s noch mal zum Spot vom Morgen. Eine gute Wahl! Jetzt darf Björn ran und weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Der Fisch am anderen Ende der Schnur zieht wie eine Maschine stetig seine Bahnen und verlangt dem erfahrenen Angler alles, aber auch wirklich alles ab. Irgendwann brennen ihm so die Arme, dass er die Rute an David übergibt. Dieser stemmt sich weiter dem Hai entgegen und nach einer gefühlten Ewigkeit schiebt sich ein über 250 Pfund schwerer Ammenhai am Boot vorbei! Der Captain schnappt sich das Vorfach und der Haken ist erstaunlich schnell gelöst.

Den nächsten braunen Riesen muss David an der Spinnrute drillen. Der Räuber fand nämlich Gefallen an einem Barrakuda-Snack. Mit anglerischem Können und viel Schweiß macht David aber auch hier den Sack zu und pumpt den Dicken an die Oberfläche. Besser hätte die Ausfahrt wirklich nicht enden können. Was für ein Tag!

Am letzten Abend stehen wir noch einmal im Garten unseres Hauses und fischen die Brückenpfeiler ab. Jeder von uns weiß, die Westküste der USA wird uns bestimmt noch einmal wiedersehen – das Land bietet einfach zu viele Möglichkeiten…

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