Der Winklepicker – ein fast vergessener Rutentyp. Dabei macht das feine Friedfischangeln mit dem Vorläufer der Feeder-Rute richtig Spaß. Wo, wie und warum Tobias Norff den feinfühligen Klassiker einsetzt, erfahrt Ihr hier.

Autor Tobias Norff                 Fotos Tobias Norff

Aufmerksam geht der Blick Richtung Rutenspitze. Zittert sie, beißt ein Fisch

Mit dem Winklepicker verbindet mich eine alte Freundschaft. Ich muss etwa 13 oder 14 Jahre alt gewesen sein, als ich in einem Hamburger Angelladen auf eine Rute mit feinen Wechselspitzen stieß. Eingestaubt stand das gute Stück – eine Daiwa „Made in England” – in einer Ecke und schien nur auf mich gewartet zu haben. Ich erinnere mich nicht mehr, ob es meine Eltern oder die Oma waren, die mir finanziell etwas unter die Arme griffen, aber auf jeden Fall war sie wenig später mein!

Die Rute

Auch wenn die Rute von damals irgendwann einer etwas moderneren Variante weichen musste, gehört der Winklepicker heute noch zu meinen liebsten Friedfischruten. Und wann immer es die Situation am Wasser zulässt, ziehe ich ihn der Feeder-Rute vor. Ein klassischer Winklepicker ist deutlich kürzer – in der Regel zwischen 2,40 und 3,00 Meter. Von den gängigen Feeder-Ruten unterscheidet er sich außerdem durch einen dünneren, weicheren Blank. Die meisten Modelle besitzen ein maximales Wurfgewicht zwischen 20 und 40 Gramm. Auch die Wechselspitzen fallen noch sensibler aus. Der Begriff Winklepicker hat übrigens nichts mit dem Winkel zu tun. Das Wort stammt aus dem Englischen und bezeichnet einen spitzen, dünnen Metallstab, mit dem Strandschnecken (Winkles) zum Essen aus ihrer Behausung gepult werden.

Die feine Rutenspitze zeigt die Bisse besonders gut an

Kürzer, feiner – besser?

 

Weil die Spitzen der Winklepicker-Rute ebenso dünn und fein wie die Schnecken-Spieße sind, ergab sich vermutlich der Name. Die geringere Länge und das niedrige Wurfgewicht deuten darauf hin, dass der Winklepicker ungeeignet ist fürs Angeln auf große Distanzen oder in starker Strömung. Da seid Ihr mit einer kräftigen, langen Feeder-Rute auf jeden Fall besser beraten. Der Winklepicker wurde entwickelt fürs Fischen auf kurze bis mittlere Weiten in stehenden oder nur träge fließenden Gewässern. Hier kann er seine Stärken voll ausspielen. Ich schätze neben der extrem sensiblen Bissanzeige vor allem das angenehme Handling. So ein Winklepicker ist wunderbar leicht und nicht so kopflastig wie viele Feeder-Ruten.

Dank geringer Länge, lässt sich mit ihm auch an stark bewachsenen Ufern und unter Bäumen oft noch gut fischen. Die eher weiche, durchgehende Aktion arbeitet im Drill schön mit und ermöglicht den Einsatz sehr feiner Schnüre und kleiner Haken. Der Winklepicker ist somit perfekt, um auf eher kleine Fische wie Rotaugen oder Lauben zu angeln. Doch auch größere Brocken lassen sich damit problemlos bändigen. Ich liebe es – an hindernisfreien (!) Gewässern – auf Schleien, kleinere Karpfen, kampfstarke Alande oder große Brassen zu „pickern”. Einfach herrliche diese Drills am feinen Geschirr!

Tobias freut sich über diesen guten Fang

Nimm’s leicht!

Wenn Ihr bereits Feeder-Erfahrung besitzt, wird Euch die Umstellung auf Winklepicker nicht schwer fallen, denn im Grunde wird damit genauso geangelt – nur eben feiner. Wie beim Feedern ist es für eine sensible Bissanzeige wichtig, dass die Spitze etwa im 90-Grad-Winkel zur Hauptschnur ausgerichtet wird. Hilfreich ist eine flache, breite, vordere Rutenablage, um die Rute perfekt positionieren und ungehindert anschlagen zu können. Die Futterkorbgröße ist durch das geringere Wurfgewicht natürlich stark begrenzt. Ich nutze in der Regel fünf bis acht Zentimeter lange Körbe mit etwa zehn bis 20 Gramm Leergewicht. Ihr könnt auch einfach Wirbelbleie verwenden und regelmäßig Futter per Hand oder Schleuder ins Wasser bringen.

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