Plattfischangeln in Norwegen heißt für die meisten Angler: Heilbutt. Doch bieten sandige Buchten auch anderen Arten einen idealen Lebensraum, wo echt echte Platten lauern. Große Schollen und Klieschen sind mehr als eine Alternative.
Autor Timo Keibel Fotos Timo Keibel, Jan Schilling
Langsam werde ich etwas ungeduldig und nervös. „Irgendwo müssen die doch sein?!“, sage ich mit fragendem Blick Richtung Kumpel Jan. „Sind wir denn am richtigen Platz?“, antwortet er. Sind wir. Laut Kartenplotter ist hier die Stelle „Plaice 1“, genau an dieser Stelle soll wohl ein guter Kumpel von Eirik Grønhaug Betreiber der Anlage Lofoten Havfiske schon einige schöne Klieschen und Schollen gefangen haben. Und wenn in Norwegen die Rede von den Flachmännern ist, handelt es sich nicht um Exemplare, die uns normalerweise an der heimischen Ostseeküste begegnen. Die Chancen auf XXL-Schollen stehen hier mehr als gut.
GRUND HALTEN
Und diese wollen wir ans Band locken. „Erst vor kurzem fing mein Kumpel eine Scholle mit einem Gewicht von fast 2,5 Kilo“, erzählte uns Eirik in perfektem English bei unserer Begrüßung im Camp und zeigte uns das passende Bild dazu. „Donnerwetter, was ein Kracher!“ Wir sind begeistert und möchte so ein makelloses Exemplar fangen. Wir stecken nicht auf. Platzwechsel: „Dort waren wir noch gar nicht“, sage ich zu Jan. Wir steuern die Plotter-Marke „Plaice 4“ an. Die geschützte Bucht sieht vielversprechend aus. „Hier sieht man ja fast den sandigen Grund“, meint Jan. Unsere Montagen, beködert mit frischen Rekern und Streifen von Makrelen, sausen zum Grund in etwa elf Metern Tiefe.
Dort heißt es, Grundkontakt halten und die Drift für uns arbeiten lassen. „Zup, Zupp, Zup-Zup-Zupp“ – „Da. Biss!“, sagt Jan. Auch bei mir tut sich was. Geduldig warte ich bis zum nächsten Biss und setze den Anhieb. „Hängt, die fühlt sich gut an!“, sage ich. Der Fisch löst sich nur widerwillig vom Grund und legt sich mächtig ins Zeug. Mit Gefühl, aber ausreichend Druck gewinne ich letztlich die Oberhand und im klaren Wasser lassen sich erste Umrisse erkennen. „Das sind zwei Platten“, sagt Jan. Eine Dublette zum Einstieg am neuen Spot: An oberen Haken meiner Montage hängt eine Kliesche, am unteren eine richtig dicke Scholle, die nur den Anfang einer herrlichen Plattfischangelei vor den Lofoten sein sollten.
SUCHE SAND
Bis zu diesem Erfolgserlebnis dauerte es allerdings ein paar Tage. Denn nicht jede Stelle bringt direkt die gewünschten Zielfische. Der richtige Spot ist bereits schon einmal die halbe Miete. Entlang der gesamten norwegischen Küste findet Ihr unzählige vielversprechende Ecken, die sich zum gezielten Plattfischangeln eignen. Wichtigster Punkt bei der Stellenwahl ist der passende Untergrund. Der Boden sollte überwiegend aus Sand bestehen. Potentiell gute Stellen könnt Ihr bereits vor der Ausfahrt in der Unterkunft auf Seekarten herausfinden.
Beachtet dafür die in den Karten eingetragenen Abkürzungen: S (Sand), cS (Coarse Sand), fS (Fine Sand). Habt Ihr solche Regionen entdeckt, sind diese schon einmal potentielle Angelplätze an denen sich Plattfische fangen lassen. Da nicht jede sandige Stelle gleichbedeutend mit Plattfisch ist, solltet Ihr Euch drei bis vier Stellen raussuchen. Läuft die erste nicht, probiert man es an der zweiten oder dritten. Irgendwo wird man die Plattfische ausfindig machen. Ideal sind Tiefen ab 8 bis rund 25 Metern – plus minus ein paar Metern. Macht Ihr Euch in diesen Regionen auf die Suche, seid Ihr auf dem richtigen Weg.
Übrigens: Wer keine modernen Kartenplotter zur Verfügung – inzwischen normalerweise Standard in Norwegen – nutzt eine klassische Seekarte zur Stellenwahl. Hilfreich kann auch ein Wandertour auf umliegende Berge sein. Oftmals lassen sich sandige Bereiche aus der erhöhten Position entdecken. Bei sonnigem Wetter lassen sich interessante Plätze auch vom Boot aus entdecken. Über Sandflächen wirkt das Wasser deutlich heller.
DRIFTTEMPO
Neben der richtigen Stelle machen weitere Faktoren den Unterschied zwischen Fangen und Schneidern. Ganz bedeutend ist dafür die richtige Geschwindigkeit der Drift. Sind wir zu schnell unterwegs, ist das Boot zum einen schnell über den heißen Bereich hinweggetrieben, zum anderen saust unsere Montage in einem affenzahn über den Grund, sodass die Plattfische keine Chance haben, unsere Köder zu schnappen. Sind wir im gegenteiligen Fall aber zu langsam unterwegs und dümpeln auf der Stelle und suchen zu wenig Gebiet nach hungrigen Fischen ab.
Norwegenexperte Johan Mikkelsen, Angelguide der Anlage Lofoten Havfiske, verriet uns, dass sein bevorzugtes Drifttempo zwischen 0,2 bis 0,5 Knoten (rund 0,37 bis 0,93 km/h) liegt. Diese herrschen im Revier am Nappstraumen zeitweise beim Wasserhöchst und -tiefstand der Gezeitenwechsel. Sollte die Geschwindigkeit nicht passen, lässt sich das Boot mit einem Treibanker (Driftsack) verlangsamen oder durch Schub geben in Fahrt bringen. Dann spielen die Montagen schön am Grund.
EINFACH & GUT
Die Montagen zum Plattfischangeln in Norwegen könnt Ihr einfach halten und braucht keine Experimente machen. Fertig gebundene Vorfächer erfüllen ganz ihren Zweck. Wer natürlich ein leidenschaftlicher Vorfachbinder ist oder nur seiner ganz speziellen Montage vertraut, kann auch diese einsetzen. Schlepp-Vorfächer mit einem Haken über dem Gewicht und einem Haken als Nachläufer haben sich als zuverlässig erwiesen. Gleiches gilt für Buttlöffel-Montagen mit Gewichten in 60 oder 80 Gramm.
Die Schleppmontage kann auch bedenkenlos mit 100 bis 200 Gramm Gewichten gefischt werden. Wer keine Bleie dabei hat, kann auch einfach einen Pilker einsetzen. Dazu einfach den Drilling entfernen. An den Mundschüre sorgen bunte Perlen in Perlmutt, Gelb, Rot, Grün und Schwarz für einen Hingucken. Für einen zusätzlichen optischen Reiz schadet ein Spinnerblättchen nicht. Butthaken in der Größe 2 bis 1/0 runden die Montage ab und sollten entsprechend der Köder und Fischgröße gewählt werden. Auf die Köder kommen wir gleich noch einmal zurück.
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