Jungangler ans Fliegenfischen heranzuführen, liegt Andrew Hogg am Herzen. Als Dank gab es zwei Tageskarten für die Ybbs. Ist der Flussabschnitt bei Amstetten mehr Schein als Sein? Der Autor über eine Entwicklung seiner Ansicht und die Liebe auf den zweiten Blick.

Schöne Regenbogenforelle aus der Ybbs

 

Meine persönliche Entdeckung des Ybbs-Flusses war etwas ungewöhnlich. Sie fand nicht über eine Zeitschrift oder ein Online-Video statt. Sie kam dadurch zustande, dass ich bei einem Angeltag für Kinder als Instruktor mitgeholfen habe. Ich zeigte den Jugendlichen wie ein Büschel Federn und etwas Seide vollkommen ausreichen, um ein Tier mit einem wesentlich besseren Sehvermögen als wir es haben, zu überlisten. Der Dank für meine Bindevorführung waren zwei Tages-Lizenz für die Fliegenfischerstrecke an der Ybbs bei Amstetten. Sie wird vom österreichischen Energieanbieter EVN bewirtschaftet.

Wer möchte hier nicht fischen?

 

Bereits am Tag des „Junior Ranger“-Kinderkurses, der von der EVN organisiert und von meinem lieben Freund Harald Ley geleitet wurde, warf ich einen Blick auf die Fliegenfischerstrecke. Mein erster Eindruck war nicht unbedingt euphorisch. Sie wirkte nicht uninteressant. Doch wäre nicht meine erste Wahl. Die Betonbrücken, die zahlreichen Hunde, die Anwesenheit der vielen Menschen, die eine ganze Armada von Enten, Gänsen und Schwänen fütterten, entsprachen nicht unbedingt meiner Vorstellung von Wildnis und Einsamkeit. Beim zweiten Blick erkannte ich dann doch die Schönheit der Flussstrecke und lernte sie lieben. Sie bescherte mir wirklich unvergessliche Angelerlebnisse und einige wunderbare Fänge. Von Aitel bis Huchen gibt es hier einfach alles!

Entstehung eines Paradies

Die Fliegenfischerstrecke Ybbs B1/I Amstetten blickt auf eine ziemlich bewegte Geschichte zurück. Vor nicht allzu langer Zeit war dieser Teil der Ybbs eine durch Industrie stark beeinträchtige Flusslandschaft. Mitverursacht durch die umliegenden Betriebe sank die Wasserqualität des Flusses dramatisch. Als mit wachsendem Problembewusstsein schließlich die Besorgnis über die Zukunft des Flusses wuchs, wurde von verschiedenen Seiten mit Verbesserungsmaßnahmen begonnen. Unter anderem startete ein EU-Life-Projekt zur Flussrenaturierung. Eine starke Triebkraft hinter fischereifachlichen Verbesserungen war und ist die EVN, und im Besonderen der persönliche Einsatz von Christoph Friesenegger. Christoph ist EVN-Ingenieur und ist Zeit seines Lebens begeisterter Angler. Sein Engagement über den Verein „EVN Fischfreunde“ bewirkte eine Kehrtwende beinahe biblischen Ausmaßes. Zahlreiche Leit- und Begleitfischarten wie Nase, Barbe, Elritze, Laube, Flussbarsch und Hecht kehrten zurück und begannen, den Fluss wieder zu bevölkern. Bald darauf wurde unter Christophs Leitung die Wiedereinbürgerung der einheimischen Salmoniden initiiert: Mittels Cocooning werden alljährlich Äscheneier in das Kiesbett eingebracht, juvenile Huchen und Aalrutten freigesetzt, und ein jährlich in kleinem Umfang stattfindender Besatz von Regenbogenbogenforellen soll die Artenvielfalt verbessern und zusätzlich die anglerische Attraktivität gewährleisten.

Fotos und Text: Andrew Hogg

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