Hans Eiber mit einem Lobgesang über ein etwas übersehenes, aber überaus vielseitiges Bindematerial. Ihr Interesse ist geweckt? Dann lesen Sie unbedingt weiter. Es geht um feine Federn vom Fasan.

 

Oben: Flymphs. Unten: Invicta und Silver Invicta

 

Die Stoßfeder vom Jagdfasan-Hahn hat vermutlich jeder Fliegenbinder in seinem Materialvorrat. Die einzelnen Fibern benötigen wir für die legendäre Pheasant Tail Nymph. Für die geknoteten Beinchen von Daddy Longlegs oder Hoppermustern. Für Schwänzchen von Maifliegen oder bewegliche Antennen und Fühler von Köcherfliegen. Soweit so gut. Aber was ist mit den anderen hübschen Federn des Fasanengockels? Jetzt heben sicher nur wenige Fliegenbinder den Finger. Doch welche anderen frei erhältlichen, nicht von irgendwelchen Schutzverordnungen betroffenen, Wildvögel liefern in Farbe, Form und Ausprägung derart unterschiedliche Federnarten? Ein Grund, die Federn auf Brauchbarkeit zu prüfen, ein wenig in konventionellen Bindebüchern zu kramen und natürlich im Internet.

Trockenfliegentauglich?

Klar, dieser Balg verfügt naturgemäß über keine trockenfliegentauglichen Hechelpartien. Aber am Nacken sitzen kurze, dreiecksförmige Federn und weiter unten im Rückenbereich, die wegen ihrer markanten Zeichnung im englischen sogenannten „Churchwindowfeathers“. Eine treffende Bezeichnung. Die rundlichen Federn ähneln tatsächlich kleinen mit Ornamenten ausgestatteten Kirchenfenstern. Sie alle verleihen trockenen Köcherfliegen- oder auch Hoppermustern ein verblüffend naturgetreues Aussehen. Sie werden auf einem Blatt Papier liegend mit Nagellack überzogen und nach dem Trocknen längs der Mitte in der typischen Zeltform eingeklappt. Später so auf dem Hakenrücken fixiert. Ein Daddy Longleg lässt sich auch nur aus Fasan binden. Gut imprägniert schwimmt er eine gewisse Zeit und sinkt dann langsam ab. Macht nichts, das tun die echten auch.

Eine Lady aus Down Under

In den 1930er Jahren tauchte in Neuseeland ein Fliegenmuster auf, das fast nur aus „Churchwindows“ bestand. Die Mrs. Simpson imitiert einerseits die dickköpfige Form eines Cockabully, einer kleinen in NZ weitverbreiteten Grundelart. Andererseits kann dieses Streamer-Muster auch einen Krebs oder eine Libellenlarve nachahmen. Der Name bezieht sich auf König Edward VIII, der 1936 vom englischen Thron abdankte, um die Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Angeblich der witzige Hintergedanke des Erfinders: Wenn eine Mrs. Simpson einen König bezirzen konnte, sollte ein Streamer mit diesem Namen es auch mit den Forellen schaffen. Bei uns ist diese Lady, die in Neuseeland in unterschiedlichen Varianten gebunden wird, tatsächlich eher ein Geheimtipp. Dabei ist sie eine Superimitation einer heimischen Mühlkoppe. Ich beschwere das Muster entweder mit einer Bleiwicklung oder mit passenden Metallaugen. Letztere verursachen wie jede Beschwerung im Kopfbereich einen jigartigen Lauf. Unbeschwerte Muster biete ich mithilfe einer Sinktip-Leine beziehungsweise gleich einer Sinkschnur an.

Mit Bindeanleitung

Text und Fotos: Hans Eiber

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