Unter Räucherfreunden wird diese Frage heiß und emotional diskutiert. Puristen nehmen nur Holz, andere schwören auf Gas. Ist das wirklich einfacher? Und vor allem: Schmeckt’s dann auch noch? Ein Selbstversuch.
Das hatte ich mir leichter vorgestellt! Vor gut zwei Jahren legte ich mir in einem Anfall von Größenwahn einen professionellen Beelonia-Räucherofen aus Edelstahl zu. 1,50 Meter hoch, Fassungsvermögen locker 30 Forellen! Das Topmodell steht in krassem Gegensatz zu meinem eigenen Können, aber ich war hoch motiviert. Kann ja so schwer nicht sein, dachte ich.
Anfängerfehler
In der Theorie ist tatsächlich alles ganz einfach. Zunächst garen die Fische bei 90 bis 100 Grad, dann werden sie bei 60 Grad im Rauch vergoldet. Was so simpel klingt, stellte sich in der Praxis allerdings als äußerst kompliziert dar. Als bekennender Pyromane kam für mich natürlich nur Holz infrage. Wenn’s nicht qualmt, ist es kein Räuchern oder Grillen! Derart Testosteron-geschwängert heizte ich den Boliden ein. Sobald in meinem Ofen ein Feuerchen prasselte, sausten die Temperaturen allerdings in ungeahnte Höhen. In Nullkommanix raste die Anzeige bis zum Anschlag von 120 Grad und war nicht dazu zu bewegen, diese Position zu räumen. Erst als ich die Flammen mit reichlich befeuchtetem Räuchermehl erstickte, verlor das Höllenfeuer etwas von seiner Gluthitze. Wie es mir unter diesen Bedingungen gelang, dennoch halbwegs schmackhafte Räucherforellen zu produzieren, ist mir heute ein völliges Rätsel. Ich war jedoch vom Tür aufreißen, Feuer kontrollieren und der ständigen Sorge, am Ende schwarze Briketts zu ernten, völlig gestresst. Entspanntes Räuchern hatte ich mir anders vorgestellt.
Versuch´s mal mit Gas!
Mit der Zeit wurde ich erfahrener und bekam die Hitzeregulierung immer besser in den Griff. Es half ungemein, erst das Feuer runterbrennen zu lassen, sodass der Ofen nur noch mit der Glut heizte. Im richtigen Moment die Schublade aufziehen, schadete ebenfalls nicht. Aber ich musste den Ofen stets überwachen. Die Sorge, ob’s wirklich gelingt, war mein stetiger Begleiter. Außerdem musste ich immer erst eine gute halbe Stunde warten, bis ich genug Glut hatte, um loszulegen. Auf ANGLERBOARD.de schilderte ich meine Probleme. Ich bekam viele gute Tipps, von denen sich mir einer besonders einbrannte: Mensch Georg, versuch’s doch mal mit Gas! Echt jetzt? Gas? Das ist doch was für Weicheier, die der Herausforderung am Ofen nicht gewachsen sind! Aber versuchen wollte ich’s doch. Ich besorgte mir die als Zubehör erhältliche Gasbrenner-Schublade. Eine Gasflasche mit fünf Kilo gab’s im Supermarkt für etwas über acht Euro und schon konnte es losgehen.
Der Anschluss gestaltete sich kinderleicht und war in zwei Minuten erledigt. Die Forellen hingen gesalzen und getrocknet im Ofen – ich konnte starten. In Online-Filmen, die ich vorher studiert hatte, wurde empfohlen, die Hitze nicht gleich voll aufzudrehen, sodass die Temperatur gemächlich steigt. Also das Rädchen nur leicht aufgedreht und siehe da: Die Temperaturanzeige kletterte langsam und pendelte sich knapp unter 100 Grad ein. Perfekt! Natürlich blieb ich beim Ofen stehen, was aber gar nicht nötig gewesen wäre…
Mehr zum Räuchern lest Ihr in der aktuellen RUTE&ROLLE 09/2019 in unserem großen Special! Darin erfahrt Ihr auch, wie Ihr mit einem Pappkarton Fische räuchern könnt!
Text & Fotos: Georg Baumann