Das Tiefseeangeln mit Naturködern ist eine besonders spannende Sache in Norwegen. Der Angler weiß nie genau, wer als nächstes den Köder nimmt. Jesco Peschutter geht mit Euch auf eine Reise weit hinunter ins Reich der Räuber.

Schon als Jugendlicher faszinierte mich bei meinen Norwegentouren das Angeln in großen Tiefen. Damals dachte ich noch: Je tiefer ich meine Köder hinunterlasse, desto größer werden die Fische. Mittlerweile weiß ich, dass da nicht immer was dran ist. So gehen in nur zehn Metern Wassertiefe XXL Heilbutte an den Haken und in über 200 Metern auch mal Mini-Haie. Doch die Faszination der Tiefsee ist bis heute geblieben.

Was lauert beim Tiefseeangeln?

Aber was ist überhaupt Tiefseeangeln? Wir reden hier nicht über das Fischen in Tiefen von 500 oder 1.000 Metern, was sicher auch seinen Reiz hätte. Nein, wenn ich über das Tiefseeangeln spreche, meine ich Tiefen von 140 bis 300 Metern. In fast jedem Revier in Norwegen findet Ihr solche Bereiche. Aber was dürfen wir überhaupt dort unten erwarten? Wenn ich meine Montage auf Tauchstation schicke, habe ich es entweder auf Leng abgesehen oder es geht auf Rotbarsch. Doch auch Lumb, Seehecht und Seeteufel gehen an die Haken. Ab und an beißt mal ein besserer Dorsch oder Heilbutt, auch wenn ich diese Fische nicht als typische Tiefenbewohner ansehe. Als Beifang kommen noch Goldlachs, Blauleng, Chimären und verschiedenste Hai- oder Rochenarten hinzu.

Auch Kollege Timo hat das Tiefseeangeln drauf und stemmt einen stattlichen Leng

 

Natur pur

Kunstköder setze ich in den großen Tiefen eigentlich nicht mehr ein. Da die Sicht nahezu gleich null ist, versuche ich die Räuber hauptsächlich über den Geruchssinn anzusprechen und nehme deshalb Fischfetzen oder ganze Köderfische. Sehr gerne verwende ich Makrelen, da diese eine sehr starke Duftwolke unter Wasser abgeben. Alternativ gehen auch Seelachse oder Heringe. Für Rotbarsch serviere ich bis zu zehn Zentimeter lange Fetzen von den eben genannten Fischarten, die ich an langen Vorfächern mit mehreren Haken zum Meeresgrund schicke. Circle Hooks sind beim Rotbarschangeln von Vorteil, da es mit ihnen weniger Aussteiger gibt. Soll es auf Leng, Lumb, Seehecht oder Seeteufel gehen, dürfen die Fetzen deutlich größer ausfallen. Eine Makrelenseite ist genau richtig. Oder ich nehme gleich eine ganze Makrele oder einen ganzen Köhler.

Mit 30 bis 40 Zentimeter langen Köderfischen haben Leng, Lumb und Seehecht kein Problem. Wer gezielt die kapitalen Leng herauspicken will, darf gerne noch größere Happen verwenden, die an einem 10/0er Einzelhaken und 5/0er Drilling auf Tauchstation geschickt werden. Weil es in der Tiefe recht dunkel ist, pimpe ich meine Vorfächer häufig mit Leuchtschlauch, Leuchtoktopussen und nachleuchtenden Perlen. Beim Lengangeln stellte sich außerdem ein vorgeschaltetes Spinnerblatt als sehr fängig heraus. Selbstleuchtende Angelhaken gibt es ebenfalls auf dem Markt und diese sind eine super Sache, um die Meeresfische aus der Reserve zu locken. Trotzdem glaube ich, dass sich Leng & Co hauptsächlich über den Geruch der Köderfische zum Anbiss überreden lassen – schaden können die ganzen Leuchtutensilien aber sicher nicht…

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Text: Jesco Peschutter, Fotos: Timo Keibel, Ole Meyer-Klaeden, Jesco Peschutter, Michael Simon, Ronald Wille

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