Ein kleiner Hafen, sandige Buchten und ein großer Berg prägen das Gesicht der Insel Bolga. Das Revier am Polarkreis lockt zudem mit unzähligen Hotspots und kräftigen Nordmeerräubern.

Langsam schiebt sich der Name Bolga in die Seekarte der Schnellfähre. „Michel, wir sind gleich da“, sage ich zu meinem Mitreisenden Michael „Michel“ Simon. Von Bodø ging es die letzten zwei Stunden in südlicher Richtung die norwegische Küste entlang bis zur Insel Bolga. Uns begrüßt ein fieser, kalter Regen, doch glücklicherweise wartet bereits der Shuttle-Service der nahe gelegenen Unterkunft Bolga Brygge am Hafen auf uns. Keine fünf Minuten später beziehen wir schon das moderne und gemütliche Appartement direkt am Wasser. Nach einem kleinen Abendessen und einem Bierchen fallen wir, von der Anreise erschöpft, in die Betten.

Begrüßungsbrise

Irgendwie komisch, aber allmählich bekomme ich das Gefühl, dass mich auf Norwegen-Touren stets ein strammer Wind begrüßt. Auch auf Bolga pfeift es richtig an den ersten Tagen. Hier draußen am Atlantik zeigt Mutter Natur, was in ihr steckt. Ein kräftiger Sturm mit Orkanböen lässt eine Ausfahrt nicht zu. Michel und ich sind dennoch frohen Mutes und erkunden die Insel, schlendern durch den kleinen Hafen und sorgen im ansässigen Kaufmannsladen für klingelnde Kassen. Eine Regenpause nutze ich, um in der sandigen Bucht hinter der Anlage ein paar Wattwürmer zu buddeln. Bewaffnet mit einem stark benutzen Spaten (wenn man den überhaupt noch so nennen darf) und einem Eimer geht’s ans Werk. Die zahlreichen Sandhaufen lassen auf reichlich Beute hoffen. Allerdings gestaltet sich die Sache schwieriger als gedacht. Da mein Ehrgeiz geweckt ist, bleibe ich dran und sammle rund 20 Würmer – übrigens, die schnellsten Wattwürmer, die ich je gesehen habe. Mit diesen fangen wir am kommenden Tag einige Dorsche von der Hafenmole, denn der Wind lässt ein Ausfahrt erneut nicht zu. Am Fähranleger versuchen wir es zudem mit kleinen Pilkern und Gummifischen und überlisten kleinere Köhler und Makrelen.

Tanz auf den Wellen

An Tag drei ist der Sturm eingeschlafen. Endlich können wir die 50 PS des top ausgestatteten Kværnø-Boots ausnutzen und in See stechen. Allerdings sorgt eine gewaltige Atlantikdünung gepaart mit fiesen, kleinen Wellen für alles andere als eine angenehme Atmosphäre. Entspanntes Angeln sieht anders aus. Wir nutzen dennoch die Chance und steuern direkt vielversprechende Offshore-Stellen rund um den Leuchtturm bei Kalsholmen an. Schnell haben wir einen Schwarm mit kleinen Köhlern entdeckt, unter dem wir größere Räuber vermuten. Unsere schweren Pilker sausen Richtung Grund und werden schon beim Ablassen von schönen Portionsdorschen abgefangen. Der Wellengang gestaltet die Angelei jedoch schwierig. Teilweise müssen wir uns an der Reling festhalten, um nicht übers Deck zu schleudern.

Steile Kanten mit felsigem Untergrund bieten gute Chancen auf Leng und Rotbarsche

Die Achterbahnfahrt auf dem Atlantik setzt mir an diesem Tag ziemlich zu, sodass Michel erst einmal alleine angeln muss. Und das mit Erfolg: Sein 300-Gramm-Eisen findet an einem 60-Meter-Unterwasserberg einen kräftigen Abnehmer. „Endlich mal ein richtiger Gegner“, meint der Bremer mit einem breitem Grinsen im Gesicht. Ein kräftiger Dorsch von über einem Meter Länge und satten elf Kilo landet sicher an Deck…

Den kompletten Artikel lest Ihr in RUTE&ROLLE 04/2019!
Text: Timo Keibel, Fotos: Timo Keibel, Michael Simon

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