Hechte im Flachen zu fangen, ist Adrenalin pur! Spektakuläre Attacken und explosive Fische treiben den Puls in die Höhe. Wie Sie mit großen Gummifischen ohne Bleikopf die Dicken im nur hüfttiefen Wasser überlisten, verrät Ihnen Christian Siegler

Denke ich an Hechte im flachen Wasser, fallen mir sofort eine ganze Reihe guter Köder dafür ein: Popper, schwimmende Jerks, große Stickbaits, flachlaufende Wobbler oder Spinnerbaits. Mit ihnen habe ich schon etliche Hechte aus ihren Verstecken gekitzelt. Große Gummifische jenseits der 25-Zentimeter-Marke hatte ich allerdings bis jetzt nicht auf meiner Köderliste fürs Flachwasser – bis jetzt!

Adrenalin pur

Februar 2016: Die Bodden um Rügen riefen und ich hatte mir zusammen mit Dirk Nestler vom Abu Garcia-Team Deutschland und einer Handvoll guter Kumpels ein Wochenende freigeschaufelt, um Hechte im flachen Wasser kurz vor der Laichzeit abzupassen. Ein Jahr zuvor erlebten wir zur selben Zeit eine unglaublich gute Angelei mit Jerks und Tailbaits (Hardbaits mit Gummischwanz) – genau das wollten wir wiederholen. Doch für diesen Trip tummelten sich andere Köder in unseren Boxen: unbeschwerte und große Gummifische mit speziellen Flachwassermontagen. Das Timing war perfekt, denn kurz vor und nach der Laichzeit, also im Februar oder Mai, stehen die Kapitalen in nur hüfttiefen Gewässerabschnitten und lauern auf Beute in Form von Heringen und Brassen. Ist das Wasser dann noch so klar, wie es am Bodden oft der Fall ist, können wir eine Angelei der Extraklasse erleben. Unzählige Nachläufer, Fehlbisse und Attacken direkt am Boot versprechen einen hohen Adrenalinspiegel.

Kopfloser Schwede

Aufmerksam auf die Angelei im Flachwasser mit Softbaits im XXL-Format bin ich bei den Pike Open 2015, einem Hechtangel-Wettbewerb in Schweden, geworden. Die Nordmänner fischen mit dieser Methode schon länger und auffällig viele große Hechtdamen wurden mit den verführerisch flach laufenden Großgummis überlistet. Betrachten wir uns die Art und Weise wie diese Köder geführt werden, ist es kein Wunder, dass gerade große Hechte im flachen Wasser darauf ansprechen. Die Gummifische können wir ganz langsam und monoton führen. Und mit langsam meine ich wirklich im Schneckentempo. Bei Spinstopps sinken die Happen sehr träge nach unten. Gepaart mit einer großen Silhouette, die so ein XXL-Köder Unterwasser erzeugt, sind genau diese Faktoren der Schlüssel zum Großhecht-Erfolg! Gerade die Kapitalen lieben oft die ruhigere Gangart der Köderpräsentation, während die Halbstarken eher auf zackig geführte Jerkbaits, Wobbler & Co hereinfallen. Aber wie funktioniert das? Wie können wir große Gummifische superflach fischen, ohne sie dabei zu schnell einkurbeln zu müssen, um nicht permanent im Flachwasser den Grund umzupflügen und Kraut aufzusammeln? Einfache Antwort: Lassen Sie den Bleikopf einfach weg! Die Schweden fischen ihre Großgummis mit Shallow-Rigs (auf deutsch: Flachwassermontagen) und kommen so ohne Jigköpfe aus.

Auf Vorlieben reagieren

Entscheidendes Detail ist eine Schraube mit Öse – die Shallow-Screw. Diese wird in die Nase des Gummihappens gedreht. An ihr werden Einhänger des Vorfachs und Stinger befestigt. Durch dünne Stifte (Spikes) nahe der Drillinge können wir die Greifer an der Bauchseite des Köders fixieren – so bleibt alles griffig und am richtigen Ort. Wirklich einfach und clever! Ohne schweren Jighaken haben wir die Möglichkeit, große Gummifische in extrem flachen Gewässerabschnitten langsam zu führen, ohne dass die Köder permanent Kraut aufsammeln. Mit extrem flach meine ich Wassertiefen von unter 40 Zentimetern! Scheuen Sie sich nicht, genau dort Ihre XXL-Köder anzubieten. Wir fingen auf unseren Boddentouren die Hechte ausnahmslos in Gewässerabschnitten mit Tiefen zwischen 0,30 und 1,20 Metern. Enorm wichtig für das Angeln mit dem Shallow-Rig sind passende Köder. Am besten haben sich zigarrenförmige Softbaits wie der Svartzonker McRubber herausgestellt. Dieser besitzt durch seinen rundlichen Körper einen sehr stabilen Lauf und arbeitet auch bei langsamster Präsentation noch verführerisch. Soll’s etwas mehr Aktion sein, verrichtet sein Bruder, der McPike von Abu Garcia, einen hervorragenden Job. Er hat einen abgeflachteren Körper und flankt dadurch deutlich mehr – das macht die Hechte verrückt. Um ihn so richtig in Bewegung zu versetzten, müssen wir allerdings einen Zacken schneller kurbeln. Sie merken schon: Es kommt sehr auf die Körperform des verwendeten Gummifisches an, wie sich dieser am Shallow-Rig bewegt. Das Tolle daran ist, dass wir so auf die Vorlieben der Hechte reagieren und ihnen mit den Flachwasser-Montagen verschiedene Bewegungsmuster anbieten können. Nachteil: Etliche Gummifische oder große Twister neigen dazu, sich mit der unbeschwerten Shallow-Montage um die eigene Achse zu drehen, da durch das fehlende Bleigewicht der Wasserwiderstand am Köder zu groß ist. Das müssen wir vermeiden, denn die Fangchancen sinken dadurch enorm.

Gerät für Hechte im Flachen

Das Shallow-Rig kann aber mehr als sein Name eigentlich vermuten lässt. Sollten die Hechte durch einen Wetterumschwung oder andere Einflüsse einmal in tiefere Regionen vorrücken, beschweren wir die Flachwassermontage einfach. Was in hüfttiefen Bereichen hinderlich ist, macht jetzt Sinn: Wir klinken in unseren Einhänger am Köder einfach ein Birnenblei ein. Das Gewicht können wir frei wählen – je nach Tiefe und Einholgeschwindigkeit. Durch diese Möglichkeit entwickelt sich unsere Flachwassermontage zu einem echten Allround-Talent für fast alle Gewässertiefen. Die Shallow-Rigs gibt es von unterschiedlichen Herstellern in verschiedenen Größen. Abu Garcia zum Beispiel hat drei Größen für Gummifische von 15 bis 30 Zentimeter im Programm. Geht’s gezielt auf Kapitale, verwende ich nur das große Modell und Köder über 25 Zentimeter. Dafür braucht es natürlich entsprechend starkes Gerät. Eine Rute mit 100 bis 150 Gramm Wurfgewicht und eine stabile Baitcast-Rolle sind Pflicht. Bespult wird diese mit einem Geflecht von mindestens 0,25 Millimetern Durchmesser. Beim Thema Vorfach scheiden sich auch hier die Geister. Ich vertraue auf Fluorocarbon von über 0,80 Millimetern, aber Titan oder Stahl mit Tragkräften von 20 Kilo verrichten auch einen guten Job. Probieren Sie diese spannende Methode doch einfach einmal aus! Ich bin mir sicher, auch in Ihrem Gewässer gibt es echte Flachwasserliebhaber, die auf fette Beute warten.

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