Direkt neben Dønna liegt die kleine Insel Vandve – von hier aus starten Christian Siegler und Jesco Peschutter in ein traumhaftes Angelrevier für Heilbutt & Co. Die Riesenflundern geben im Drill Vollgas: Suchtgefahr garantiert.
Früh am Morgen steigen wir in Hamburg ins Flugzeug – in Kopenhagen und Trondheim wechseln wir die Maschine und landen pünktlich um 13 Uhr in Sandnessjøen. Der Anlagenbetreiber Arnt Kåre Andersen von Vandve Kystferie wartet schon auf uns und kurze Zeit später sitzen wir mit unserem Geraffel in seinem Auto. Weiter geht’s zum Hafen, wo das Boot von Arnt liegt. Mit guten 20 Knoten sausen wir damit an Dønna vorbei und kommen gegen Nachmittag auf der idyllischen Insel Vandve an. Unser ganzes Gerät verstauen wir zügig in der geräumigen Ferienwohnung, um im kleinen Kaufmannsladen gleich für die ganze Woche einzukaufen: Morgen ist Nationalfeiertag und alle Geschäfte haben geschlossen. Nachdem wir reichlich Lebensmittel und Getränke besorgt hatten, beladen wir das Boot. Für den nächsten Tag ist schlechtes Wetter angesagt und wir wollen wenigstens für ein paar Stunden aufs Wasser und das Revier erkunden. Unser klares Ziel dieser Tour ist der Heilbutt – deshalb fangen wir auf den sandigen Flächen zwischen 20 und 40 Metern an. Bei der riesigen Auswahl an geeigneten Plätzen können wir uns nicht so richtig entscheiden, welche Stelle sich für einen ersten Versuch mit Großgummis lohnt. Da wir von der Anreise echt müde sind, entscheiden wir uns für einen Bereich, der keine fünf Minuten von der Anlage entfernt ist. Zwei kleinere Leng und ein paar Dorsche sind unsere ersten Fische der Tour – der Plattenkönig lässt sich allerdings bei Christian und mir noch nicht blicken.
Nach Sturm kommt Butt
Gleich am zweiten Tag lässt uns der Wettergott nicht mehr raus: Sturm, Regen und hohe Wellen machen das Angeln einfach zu gefährlich. Das heißt für uns Vorfächer knüpfen und Seekarten studieren. Zeitig verschlägt es uns ins Bett, um am nächsten Morgen früh in See zu stechen: Mission Heilbutt kann beginnen! Die ersten angefahrenen Plätze bringen etliche Dorsche. Wo treiben sich aber die Tischplatten rum? Neuer Versuch bei Horsrevet, einem langen Plateau südlich von Åsværet. Am Ende der zweiten Drift hole ich meinen großen Gummifisch ein, um noch mal neu anzusetzen. Was war das? Im Mittelwasser bekomme ich plötzlich einen leichten Anfasser, der kaum zu spüren ist. Innehalten und den Köder nur leicht nach oben und unten bewegen – Biss und hängt! Der Fisch kommt erst ein Stück mit, um mir dann in wenigen Sekunden etliche Meter Schnur von der Multirolle zu reißen. Das ist er: der König unter den Platten. Einfach unglaublich, was für eine Kraft diese imposanten Fische erzeugen können. Mit 101 Zentimetern knackt der Butt sogar die Metermarke. Am Nachmittag finden wir am Rand eines Plateaus einige schöne Dorsche. Ein Fisch fühlt sich so gar nicht nach Fjordleopard an und schon wieder beginnt ein flotter Tanz. Heilbutt Nummer zwei hängt an der Leine und gibt richtig Gas. Als der Fisch an die Oberfläche kommt, versuche ich eine Handlandung, was ein fataler Fehler ist. Der Heilbutt glitscht mir wieder aus den Fingern und macht sich erneut auf den Weg in die Tiefe. Zum Glück sitzt der Haken perfekt, so dass ich mit dem erneuten Hochpumpen beginnen kann. Beim zweiten Landeversuch gehen wir auf Nummer sicher und setzen das Gaff ein. Bingo: 1,10 Meter Riesenflunder liegen nun im Boot! Das ist doch mal ein gelungener Start in die Tour.
Pro Tag ne Platte
Ins Boot gesprungen sind uns die Platten nicht, aber mit etwas Ausdauer fangen wir jeden Tag mindestens einen Heilbutt. Christian ist am dritten Tag an der Reihe und drillt seinen ersten Flachmann – und am vierten Tag gleich seinen zweiten. Häufig ist die Drift einfach zu schwach, um die sandigen Bereiche effektiv zu befischen. Das ändert sich allerdings am fünften Tag: Der Wind frischt auf und wir driften perfekt über 30 Meter tiefem Wasser. Nun geht es teilweise Schlag auf Schlag mit den großen Plattfischen. Es wird der Tag von Christian, der einige schöne Fische ins Boot befördert. Bei mir bleibt noch der kleinste Fisch der Tour am Haken kleben – übrigens unser einziger Heilbutt, der auf eine passive Rute kommt. Fast alle anderen Plattenkönige beißen auf sehr aktiv geführte Großgummis. Aktive Führung heißt soviel wie schnelles Einkurbeln mit kurzen Pausen. Immer wieder saust unser Köder zum Grund, dort lassen wir ihn für kurze Zeit spielen, um den Gummifisch anschließend rasch durch die Wassersäule zu bewegen – einfach und effektiv! Die meisten Heilbutt unserer Tour liegen zwischen 80 und 110 Zentimeter, was nicht heißt, dass es um Vandve keine größeren Fische gibt. Eine schwedische Gruppe, die zeitgleich in der Anlage wohnt, fängt einen Mega-Butt von 2,26 Meter und 138 Kilo – erst beißt ein Dorsch auf einen großen Stabpilker, dann schnappt sich der Koloss den Pilker mitsamt Anhängsel. Gleich am nächsten Tag wiederholt sich das Szenario, aber diesmal siegt der Heilbutt nach fünfminütigem Kampf. Das zeigt, was für ein Potential in dem Gebiet um Vandve steckt.
Futterfisch finden
Auch wenn die Gegend um die Insel Åsværet für Heilbutt-Fans sehr interessant ist, kommen andere Fischarten auf keinen Fall zu kurz. Beim Fischen mit großen Gummiködern fangen wir eine bunte Palette als „Beifang“. Sehr häufig beißen Dorsche zwischen 70 und 90 Zentimetern – Meterfische sind jederzeit möglich. Wenn wir von den Plateaus runterdriften und Wassertiefen über 40 Meter erreichen, häufen sich die Bisse von Leng und Lumb. Beim gezielten Angeln in den tieferen Bereichen mit Fischfetzen und ganzen Köhlern können Sie wahre Sternstunden erleben. Ein Versuch auf Pollack kann sich auch lohnen. Auf unsere großen Gummifische fangen wir immer wieder stattliche Exemplare bis 87 Zentimeter. Probieren Sie es mal mit Pilkern oder kleineren Gummifischen – am leichten Gerät machen diese schönen Kämpfer richtig Dampf! Die Suche nach Köhlerschwärmen gestaltet sich für uns ein wenig schwieriger. Nur selten zeigt das Echolot Futterfisch an und größere Seelachse bleiben während unserer Tour ganz aus. Zu einer späteren Zeit mag es allerdings schon ganz anders aussehen. Haben wir einen Schwarm mit Kleinköhlern gefunden, sind die Räuber meistens nicht weit entfernt: krumme Ruten garantiert! Für den Fang von Steinbeißern brauchen Sie in diesem Revier etwas Glück. Nur ein Angler fängt in der gesamten Woche unseres Aufenthaltes einen dieser skurrilen Gesellen. In der wärmeren Jahreszeit ziehen Unmengen an Makrelen ufernah umher und lassen sich kinderleicht fangen.
Wir sehen Rot
Haben Sie es auf Rotbarsche abgesehen, dann rate ich Ihnen die steilen Kanten in der Nähe von Sandflesa anzufahren. Am besten können Sie diese bei wenig Drift und auflaufendem Wasser befischen – die Systeme mit Fischfetzen werden dicht an die Steilwand gedrückt, wo die begehrte Beute steht. Da die Kante sehr zügig ansteigt, lauern hier Hänger, aber auch viele Rotbarsche. Bei unserem Versuch auf die schmackhaften Fische ist die Drift eindeutig zu stark und 500-Gramm-Pilker sind fast schon zu leicht. Trotzdem können Christian und ich ein paar Fische bis an die 50 Zentimeter überlisten. Als Köder verwenden wir Fetzen von Köhler und Pollack. Neben den Barschen gehen auch immer wieder Leng und Lumb an unsere angebotenen Hakenköder. Setzen Sie bei rund 200 Metern an und lassen sich bis auf 100 Meter hochdriften – dann werden Sie schon bald Rot sehen.
Top-Plätze vor der Tür
In nur wenigen Tagen konnten wir einen guten Eindruck über das Revier um die Insel Vandve bekommen. Mit dem Boot sind Sie recht zügig an den vielversprechenden Plätzen und verschwenden keine Zeit durch lange Anfahrtswege. Heiße Bereiche für Heilbutt & Co gibt es viele – zu viele, um alle in nur einer Woche zu befischen. Frischt der Wind mal auf, können Sie sich in den „Mini-Fjorden“ der Insel Åsværet gut verstecken und dort weiterangeln. Auch das Naturschauspiel kommt nicht zu kurz: Wale und Robben, Papageitaucher, kreisende Seeadler und sogar Elche können Sie mit etwas Glück beobachten. Was will das Angler- und Naturliebhaberherz mehr?