Im Alkmaardermeer in Holland schwimmen keine Dorsche und salzig ist es auch nicht. Dafür bietet der große Süßwassersee nördlich von Amsterdam neben kapitalen Hechten auch tolle Barsche und Zander. Christian Siegler und Dirk Nestler statteten dem Revierkenner Frank van Vliet einen Besuch ab.

Die Niederlande sind für Raubfisch-Fans immer eine Reise wert. Viele Polder, Gräben und unzählige Flusskilometer sind Heimat richtig guter Fische. Soweit nichts Neues. Doch als ich vom Alkmaardermeer in Holland hörte, wurde ich hellhörig. Ein mehr als 600 Hektar großer Binnensee in der Hand einer privaten Fischerei – das klingt nach Potenzial. Als sich dann noch die Möglichkeit bot, mit Frank van Vliet, einem echten Revierkenner, dort zu fischen, waren die Angelsachen eigentlich schon gepackt und ich machte mich zusammen mit Abu Garcia-Teamangler Dirk Nestler auf den Weg, um zu checken, ob das Alkmaardermeer hält, was es verspricht: große Hechte, hübsche Barsche und fette Zander.

Barsche für den Anfang

Meine Recherchen über dieses Gewässer ließen mich zu der Überzeugung kommen, dass wir hauptsächlich auf Hechte angeln sollten. In der Vergangenheit kamen immer wieder Kapitale aus diesem See. Doch zu meiner Überraschung legte Frank den Fokus klar auf die Stachelritter: Zander und Barsche sollten die Zielfische dieser Tour werden. „Packt auf jeden Fall Eure Drop Shot-Ausrüstung ein“, ließ er uns wissen. Gesagt, getan – aber ganz ohne Hechtbesteck habe ich mich dann doch nicht aus dem Haus getraut. Nach einer knapp sechsstündigen Anreise trafen wir Frank, der das Internetportal roofvisweb.nl betreibt und sich auf dem Alkmaardermeer in Holland bestens auskennt, direkt an der Slipstelle im De Woudhaven. Der sympathische Niederländer hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und wir waren gleich „per Du“. Schnell schlüpften wir in unsere Angelklamotten und packten das Tackle auf Franks Lund-Boot. Der dichte Nebel bereitete uns allerdings etwas Sorge und wir waren skeptisch, ob es überhaupt möglich sei, sicher zu fischen, da auf dem Gewässer große Schiffe unterwegs sind, denen man nicht unverhofft mit einem kleinen Angelboot im Weg stehen möchte. Bevor wir allerdings richtig loslegen konnten, mussten wir noch Angelscheine besorgen. Die gibt’s beim Fischer direkt vor Ort (siehe Infokasten und Karte). Nachdem wir die Lizenzen gekauft hatten, sah es schon freundlicher aus. Der Nebel löste sich auf und so steuerten wir gutgelaunt den ersten Spot an. Vor einer kleinen Landzunge machten wir halt und ließen das Boot über eine Kante in drei bis sechs Meter Wassertiefe driften. Auf dem Echolot erkannten wir viele Futterfische – diese Stelle war heiß! Mit Gummifischen an der Drop Shot-Montage suchten wir den Gewässerboden ab und lange dauerte es nicht, bis sich die ersten Räuber zeigten. Einige Barsche und halbstarke Zander sorgten für Spaß im Boot, doch schneller als uns lieb war verschwand die Sonne am Horizont und wir steuerten unsere nahegelegene Unterkunft an. Ein paar Fische konnten wir ja schon überlisten – dies ließ uns auf den nächsten, kompletten Angeltag hoffen.

Mit Drop Shot zum Erfolg am

Der neue Morgen begann mit einem genialen Sonnenaufgang. Nachdem das Licht etwas tiefer ins Gewässer eindrang, wurden auch die Barsche aktiv. Vereinzelt sahen wir Kleinfische an der Oberfläche auseinanderspritzen und hörten Schmatzgeräusche. „Das ist ein guten Zeichen“ versicherte uns Frank – und er sollte Recht behalten. In den nächsten Stunden fingen wir viele schöne Stachelritter mit unterschiedlichen Methoden. Gummis am Jigkopf oder Texas-Rig fingen genauso gut, wie am Tag zuvor die Drop Shot-Montage. Doppeldrills mit wunderschönen, fetten Barschen sorgten für gute Stimmung und tolle Fotomotive. Wir genossen diese Angelei, bis die Barsche wieder etwas inaktiver wurden und beschlossen dann, die Fischart zu wechseln: Zander stand auf dem Programm. Hielten sich die Barsche in Tiefen um die drei bis sechs Meter auf, suchten wir die Glasaugen eine Etage tiefer. Das Alkmaardermeer in Holland hat einige Plateaus und Strukturen, an denen sich die Räuber sammeln. Besonders an den Kanten von Unterwasserbergen oder an Stellen mit stark zerklüftetem Untergrund versuchten wir unser Glück. Auch für Zander setzt Frank am Alkmaardermeer aufs Drop Shot-Angeln. Mit dünnen Hauptschnüren von 0,10 Millimetern, einem 1/0er Haken und Bleien um die 20 Gramm griffen wir an. Als Köder kamen No Action Shads, wie der neue Vamper von Berkley, zum Einsatz. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel und bescherte uns einen warmen Novembertag. Wir fischten einige Spots konzentriert ab und Frank ließ das Boot langsam über die interessanten Bereiche driften. Unsere Montage beförderten wir direkt am Boot Richtung Grund und zogen sie mit kleinen Zupfern aus dem Handgelenk hinter dem driftenden Boot her, immer darauf fokussiert, den Kontakt zum Boden nicht zu verlieren. Dass diese Methode goldrichtig war, zeigte sich kurze Zeit später – wir konnten einige schöne Zander drillen. Als beste Köderfarbe stellte sich bei Sonnenschein schwarz-braun mit Glitteranteilen im Gummi heraus. In den frühen Morgenstunden und bei bedecktem Himmel lockten vor allem weiße Shads oder Gummifische in der Farbe Smelt die Zander am Alkmaardermeer aus der Reserve.

Drei auf einen Streich am Alkmaardermeer in Holland

Nachdem wir einige halbstarke Glasaugen überlisten konnten, montierten wir größere No Action-Köder und versuchten einen kapitalen Zander zu erwischen. Fische jenseits der 80er-Marke waren das Ziel. Der 18 Zentimeter lange Abu Garcia Svartzonker McWalley erschien uns als geeigneter Happen für die Dicken. Wir befischten eine Kante nahe am Ufer und boten unsere Gummis in zirka sechs bis acht Meter Wassertiefe an. Konzentriert, fast schon meditativ zupften wir die Köder hinter dem Boot über den Grund. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Frank die Rute nach oben riss und diese sich augenblicklich im Halbkreis Richtung Wasseroberfläche bog. Hier kämpfte endlich ein besserer Fisch am anderen Ende der Schnur. Nach einem kurzen, harten Drill lag der prächtige Zander im Kescher und ein Freudenschrei tönte übers Wasser. Mit einem fetten 83er bewies das Gewässer, was in ihm steckt und nach kurzem Fototermin gab Frank dem Alkmaardermeeer seinen Räuberschatz wieder zurück. „Das läuft ja wie am Schnürchen“ waren wir uns einig. Nachdem wir nun schon Barsche und Zander in guten Größen überlisten konnten, fehlte noch Meister Esox für ein Räuber-Triple. Doch die Hechte machten es uns nicht leicht. Immer wieder boten wir an verheißungsvollen Stellen unsere Großgummis an – ohne Erfolg. Im Alkmaardermeer schwimmen echte Hechtgiganten. Doch wie so oft, hüpfen sie auch hier nicht einfach ins Boot. Nach dem wir uns die Zähne beim Hechtangeln ausgebissen hatten, verwarfen wir den Triple-Plan und widmeten uns wieder den Räubern mit der stacheligen Rückenflosse. Wir wollten wieder Bisse! Das schien wohl die richtige Entscheidung gewesen zu sein, denn nach kurzer Zeit war es wieder der Lokalmatador Frank, der mit krummer Rute und Grinsen im Gesicht im Boot stand. Nach der zweiten, heftigen Flucht des Gegners mit kreischender Rollenbremse wussten auch Dirk und ich, warum Frank so happy war: Da hing kein Zander an der Drop Shot-Montage! Vorsichtig drillte der Niederländer den Fisch und als dieser an der Oberfläche erschien, hatten wir Gewissheit: ein fetter Hecht hatte sich den McWalley geschnappt und schlug heftig mit dem Kopf. Dirk griff geistesgegenwärtig den Kescher und netzte den Räuber perfekt ein. Und da war es doch noch – unser Räuber-Triple! Mit viel Ausdauer und etwas Glück konnten wir einen richtig schönen Hecht ablichten. An diesem Tag hat das Alkmaardermeer in Holland wirklich gezeigt, was möglich ist – da war es ja fast schon selbstverständlich, dass wir am Abend mit einem Sonnenuntergang der Kategorie „Unvergesslich“ belohnt wurden.

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