Wer als Spinnfischer an Buhnen in großen Flüssen denkt, wird zuerst Zander im Kopf haben. Doch auch Hechte fühlen sich hier wohl. Bei Stephan Mohr ging es mit Beifängen los, heute erwischt er die Räuber ganz gezielt.

Die Elbe fasziniert mich und natürlich hab auch ich dort mit der Zanderjagd angefangen. Doch gerade der Bereich ohne Gezeiteneinfluss lieferte zusätzlich zu den Stachelrittern immer wieder starke Hechte – eher zufällig. Schnell fiel mir auf, dass die besonders dann zuschnappen, wenn ich mich dem ruhigeren Buhnenkessel widmete und die Strömungskanten an den Köpfen verließ. Das Wasser der Elbe oberhalb von Hamburg wird in den vergangenen Jahren immer klarer, was den Hechten offensichtlich prima in den Kram passt. Inzwischen lege ich deshalb oft die Zandergummis beiseite und betreibe Buhnen-Hopping mit einem anderen Zielfisch. Das bringt klare Unterschiede für die Taktik.

Hechte sind keine Zander

Die meisten Zanderangler suchen gezielt nach möglichst tiefen Buhnenfeldern. Als Hechtangler am selben Fluss konzentrieren wir uns meiner Erfahrung nach aber besser an den flacheren Bereichen. Deshalb führt unser Weg zwar auch auf die Buhne, aber nicht bis zu deren Kopf, sondern nur bis zur Mitte. Von hier aus werfen wir den Buhnenkessel fächerförmig ab. Super gründlich bin ich dabei heute nicht mehr, sondern mache lieber Strecke. Die Hechte lassen sich offensichtlich längerfristig in den Bereichen nieder, die für sie passen. Entweder ist also einer da und packt oft auch schnell zu oder wir wandern einfach weiter. Zander suchen aktiv Buhne für Buhne nach Futterfischen ab, was einige Angler dazu bringt, „ihre“ Buhne konsequent den ganzen Tag über zu beackern. Mit Hecht im Kopf kann das viel verschenkte Zeit bedeuten. Wichtig ist es aber, sowohl die Buhnenseite zu befischen, die im Strömungsschatten liegt, als auch die entgegen gesetzte.

Mittendrin und dicht dran

Bevor ich mir ein bisher unbefischtes Buhnenfeld vornehme, gönne ich mir aus der passenden Position heraus einige Minuten Zeit, die Wasserbewegungen zu verstehen. Oh ja, da gibt es feine Unterschiede zwischen scheinbar gleich aussehenden Ecken! Oft lässt die Wasserzirkulation zwischen zwei Buhnen mitten im Feld eine Erhebung des Flussgrundes entstehen – zum Teil eine Sandbank oder einen echten Berg. Die große Kehrströmung hat hier wenig Tempo und lagert Sediment ab. Wie es sich für einen waschechten Lauerjäger gehört, genießt der Hecht seine gute Aussicht und die „Rückendeckung“ an den Kanten dieser Berge mitten in Buhnenfeldern. Unsere vermeintlich leichte Beute kommt ihm deshalb dort gerade recht. Und bevor der Bursche seinen Fehler bemerkt, sitzt schon unser kompromissloser Anschlag.

Für Hotspot Nummer zwei reicht locker ein Unterhandwurf: die Steinpackung der Buhne. Zum Teil über den Steinen oder sonst an ihrem Ende Richtung offenes Wasser finden die Räuber ebenfalls ideale Bedingungen. Aus Erfahrung bin ich hier selbst klug geworden und mache immer erst ein paar Würfe dicht an der Packung, um keine Hechte zu „vertrampeln“. Unglaublich, wie flach auch gute Fische stehen! Warum sie dabei gerne Gefahr laufen, sich ein paar Schrammen am Bauch zu holen, ist klar: Hier gibt’s Futter! Speziell früh in der Saison erwärmt sich das flache Wasser über den Steinen schneller als tiefere Ecken und sorgt für viel Leben – zum Beispiel in Form von Jungfischen. Zander sind in aller Regel deutlich lichtscheuer als Hechte und meiden diese Bereiche zumindest tagsüber.

Boxenstopp und Reifenwechsel

Bevor es auf Hechtjagd am Fluss geht, widmen wir uns aber erstmal den Köderboxen und führen einen echten „Reifenwechsel“ durch. No-Action-Gummis von 10 bis 15 Zentimeter brauchen wir jetzt nicht, dafür dürfen es sich ganz andere, ach laufende Köder in der Kiste bequem machen: Jerkbaits, Wobbler, große Gummifische, aber auch Blinker und üppig verzierte Bucktailspinner. Klar, alle Typen haben ihre Vor- und Nachteile, aber fangen ihre Fische. Neben persönlichen Vorlieben spielt bei der Auswahl auch die Jahreszeit eine wichtige Rolle. Oft hört man zu Hechtködern allgemeine Regeln wie „nach der Laichzeit kleinere Köder in Schockfarben, später dann größer und weniger bunt…“. Ich halte es da einfacher und fische das ganze Jahr durch große Happen bis zu 30 Zentimetern Länge. Nur meine Blinker sind natürlich weniger gewaltig. Ein großer Effzett oder dünnblechiges Profiblinker-Modell ist bei mir immer dabei. Gerade Blinker liefern übrigens auch immer wieder willkommene Beifänge in Form schöner Rapfen, Barsche oder auch Zander.

Wenige von vielen

Wer vorab bei Google Earth oder Maps einen Blick auf die Flussstrecke der Wahl wirft, wird vielleicht denken, „Oha, die Buhnenfelder sehen ja alle gleich aus!“. Doch vor Ort stellt es sich dann ganz anders dar. Vor allem verteilen sich die Bisse nicht beliebig über die befischten Buhnenfelder. Liegen aber davon viele in einer Kette hintereinander, kann es schwer werden, sich die interessanten zu merken. Hier kommt ein kleines, aber sehr schönes Hilfsmittel zum Zug: ein Hand-GPS. Das kennen ja viele Hecht-Fans vom Bootsangeln – per Knopfdruck interessante Stellen abspeichern. Statt Barschbergen oder Krautfedern merken wir uns jetzt digital, welches Buhnenfeld gut war, in welcher Ecke es einen Biss oder Nachläufer gab. Denn dort, wo ich Fischkontakt hatte, ohne den Räuber dingfest machen zu können, schaue ich gerne noch einmal vorbei, wenn es wieder Richtung Auto geht. Doch war das wirklich in diesem Feld? Dank GPS entfällt die Frage und uns begleitet auf dem Rückweg die Spannung, ob der Bursche diesmal zupacken wird.

Selbst wenn nix passieren sollte, nützen Dir die ganz persönlichen Punkte beim nächsten Flussbesuch. Und da bin ich mir sicher: Nach den ersten Touren werden auch bei Dir weitere folgen, denn Bisse zwischen Buhnen machen süchtig!

Mehr vom Autor gibt´s auch hier http://www.lureboard.de

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