Schleien können wählerisch sein. Eine gute Köderauswahl hilft enorm. Tinca-Fan Arnulf Ehrchen bietet neben Klassikern wie Mais und Wurm auch fünf ungewöhnliche Happen an.
AUTOR Arnulf Ehrchen FOTOS Arnulf Ehrchen, Jesco Peschutter
Schleienangeln: Davon bekomme ich nie genug. Es gibt immer was zu tüfteln, verschiedene Köder durchzutesten. Dabei serviere ich neben selbst Zubereitetem auch „Dosenfraß“ und „Tiefkühlkost“. Warum aber mit ungewöhnlichen Ködern experimentieren, wenn Altbewährtes doch fängt? Mir reicht dafür die anglerische Neugier, doch es gibt echte Vorteile gegenüber Mais, Made & Co. Darauf gehe ich bei den einzelnen Schleienhappen ein.
Mehr mit Muscheln
Mein Köder-Shootingstar lebt im Meer, wandert von dort in die Tiefkühlung des Supermarktes und dann an meine Schleienhaken. Vorhang auf für einen aromastarken, aber auch empfindlichen Köder: Miesmuschelfleisch. Die Muscheln ohne Schale sind super fängig, vergammeln ungekühlt aber schnell. Die Miesmuschel-TK-Tüte mit meist 800 Gramm Inhalt fülle ich in 200 Gramm Portionen in kleine Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss. Vorm Angeln lege ich einen Beutel samt Kühlakku in eine Thermotasche. Am See entnehme ich nur, was ich gerade benötige. Muscheln sind inzwischen mein Lieblingshappen, wenn klassische Köder versagen. Ein krasses Beispiel dafür erlebte ich im Frühherbst 2024: Mindestens drei Tincas gleichzeitig gruben meinen Futterplatz geradezu um.
Zwei schöne Fische auf Dendrobena waren schon gelandet, nun tat sich aber nichts mehr. Ich wechselte auf Miesmuschel. Erster Wurf: Der Waggler richtete sich auf – nur um sofort seitlich abzutauchen. Die kräftige Match-Rute musste sich ehrfürchtig verneigen. Zufall? Beim nächsten Wurf kippte meine Pose nach nur einer Minute einfach um. Fünf Schleien über 50 Zentimeter kamen so zusammen. Ein testweiser Wechsel zurück zu Dendrobenas brachte keinen Biss. Natürlich können wir Muschelfleisch einfach durchstechen, aber aufgetaut fliegt es leicht vom Haken. Ich nutze zur Anköderung lieber Pellet-Bänder aus Gummi. Sie haben ein kleines Loch für den Haken und eine große Öffnung für die Muschel. Eine Spreizzange macht die Arbeit mit dem Gummi leicht. Das Ganze hält super: Bis zu drei Schleien konnte ich mit derselben Muschel im Band schon fangen. Beifänge gab es selten, wenn dann von Barschen.
Edles für Schleien
Während Miesmuschelfleisch bezahlbar ist, sind Krabben, also Nordseegarnelen, heute Gourmet Food für Schleien – echt teuer! Zum Glück brauchen wir nicht viele Krabben. Ich kaufe sie ungepult und friere sie portionsweise weg. Schon 100 Gramm sind eine Menge Hakenköder. Fürs Grundfutter zerschneide ich eine kleine Portion – wie Muschelfleisch übrigens auch – mit einer Wurmschere, deren parallel laufende Klingen vieles fix zerkleinern. Garnelenteile oder Miesmuschelstücke sättigen die Schleien nicht zu schnell, aber ermuntern die Suche nach mehr Leckereien. Krabben biete ich direkt am Haken oder wieder per Pellet-Band an. Der Erfolg mit Nordseegarnelen steht und fällt mit guter Kühlung. Haben die Tierchen erst mal einen „Stich“, dann wird’s nix mit den dicken Tincas. Aber für Schleienangler ist eine Kühltasche ohnehin ein echtes Must-have, auch für Würmer oder Maden.
Nicht nur für Karpfen
Wenn ich diesen Köder vorbereite, riecht es nicht gut in unserer Küche. Seidenraupenlarven verlangen etwas Vorarbeit und setzen einen ganz eigenen Geruch frei. Trocken schwimmen sie und sind recht bröselig. Im Kochtopf mit reichlich sprudelndem Wasser ändert sich die Konsistenz nach gut 15 Minuten und sie sinken. Ich lasse sie anschließend im Kochwasser abkühlen. Großer Pluspunkt: Bisher hatte ich noch keinen einzigen Beifang auf Seidenraupen, aber einige schöne Schleien. Dass auch Karpfen Seidenraupen mögen, dürfen wir nicht vergessen. Schließlich sind sie ja aus der Koi-Zucht in den Angelbereich „rübergeschwappt“. Also lieber nicht zu fein fischen! Seidenraupen bekommst Du in Zoogeschäften, Angelläden oder bei Futtermittelversendern.
Mixen, kneten, fangen
Was habe ich es schon als Kind geliebt: Angelteig kneten. Teig fische ich heute wieder sehr gerne. Rezeptur und Anköderung haben sich aber stark verändert. Ich knete im Prinzip einen Boilie-Teig, denn statt mit Wasser binde ich die Mehle mit Eiern. Rezept gefällig? Gerne: je ein Drittel feines Maismehl, vollfettes Sojamehl und Weizengrieß, Eier zum Binden, ein kleiner Schuss Öl, damit der Teig nicht austrocknet. Kordas Goo in der dünnflüssigen Variante verleiht dem Ganzen nicht nur tolles Aroma, sondern gibt ihm auch grelle Farbe. Teig mit Goo ist inzwischen mein Top-Köder fürs Angeln „mit Kopflampe vor der Stirn“. Ich denke, das liegt am starken Aroma.
Anköderungsvarianten gibt es mehrere: klassisch auf den Haken geknetet, aber auch am Haar und sogar als Pop Up. Wollen wir eine Haarmontage einsetzen, hält entweder eine Drahtspirale am Ende des Haares oder eine Korkkugel den Teig fest. Ein Bleischrot lässt den bunten, duftenden Happen bei der auftreibenden Variante ein paar Zentimeter über dem Grund schweben. Unwiderstehlich!
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