Ein E-Motor ist auf modernen Angelbooten Standard. Wir beantworten Eure Fragen zu dem stillen Antrieb.
Tipp 1: Brauche ich einen Führerschein?
Es gilt die gleiche Regelung wie für Verbrenner. Bis zu einer Leistung von 15 PS beziehungsweise 11,03 kW ist auf den meisten Gewässern – Ausnahme Rhein, Bodensee sowie einigen Landesgewässern – kein Führerschein notwendig. Die zum Angeln verwendeten Modelle erreichen das nicht.
Tipp 2: Wie stark muss der Motor sein?
Die Leistungsangaben bei E-Motoren richten sich nach der anglo-amerikanischen „Pound Force“ und werden in lbs angeben. Wie stark Euer Motor in der Praxis sein muss, hängt von der Angelart sowie Bootsgewicht und -größe ab. Wollt Ihr mit Eurem Schlauchboot gemütlich über einen kleinen See schippern, braucht Ihr logischerweise deutlich weniger Leistung als mit einem größeren Bassboat, das bei Wind am Platz gehalten werden soll. Im ersten Fall reichen 30, im zweiten dürfen es gerne 80 lbs sein. Die Hersteller geben Empfehlungen ab. In der Praxis sieht das aber meist so aus, dass man damit zwar noch irgendwie vorwärtskommt, aber eben nicht mehr komfortabel manövriert. Wir sagen daher ganz klar: Nehmt mehr Leistung! Die preislichen Unterschiede sind nicht so groß. Aber es ist ärgerlich, wenn Ihr mit Eurem Boot bei etwas Wind und Welle nicht mehr zum gewünschten Angelplatz kommt oder es nicht mehr vernünftig in der Drift halten könnt. Folgende Tabelle sind die Empfehlungen von Rhino, die als grober Richtwert dienen. Aber wie gesagt: Wir empfehlen für entspanntes Angeln mehr Leistung!
Tipp 3: Ersetzt der E-Motor einen Verbrenner?
Die üblichen E-Außenborder, wie sie im Angelbereich eingesetzt werden, entwickeln bei Weitem nicht die Kraft eines Verbrenners. Auf dem Bodensee und vielen anderen Gewässern gelten sehr strenge Abgasvorschriften. Dort werden gerne starke E-Motoren eingesetzt. So hat etwa Torqeedo mit der „Deep Blue“-Serie Außenborder im Programm, deren Leistung bis zu 80 PS entsprechen soll. Leichte, sehr leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterien wiegen inzwischen unter 40 Kilo, sodass diese Lösung auch für kleinere Boote möglich ist. Die Preise sind allerdings vergleichsweise hoch. Allein eine entsprechende Batterie kostet schnell mehrere tausend Euro. Und um akzeptable Laufzeiten zu erreichen, benötigt Ihr davon mindestens zwei!
Tipp 4: Bug- oder Heckmontage?
Mit beiden Varianten könnt Ihr gut fahren, die Entscheidung hängt vor allem von der Angelart ab. Bei Angelmethoden, die ein exaktes Manövrieren auf dem Platz erfordern, bevorzugen die meisten Profis einen Heckmotor. Mit der Hand an der Pinne können sie so sehr gefühlvoll das Boot rückwärts steuern. Das ist etwa beim Vertikalangeln oder auch pelagischen Fischen sehr wichtig. Ein Trick, um beim Rückwärtsfahren mehr Power zu haben: Einfach den Motorkopf samt Propeller abschrauben und umgekehrt wieder aufsetzen. „Ich bin Wurfangler und will beide Hände frei haben“, sagt dagegen Enrico di Ventura. Folglich setzt er auf eine Bugmontage. Diese Modelle werden in der Regel mit einer Fußsteuerung oder gleich einer kompletten Fernsteuerung eingebaut. So könnt Ihr mit dem Boot stets langsam die heißen Bereiche abfahren und konzentriert werfen. Über moderne Techniksysteme wie dem I-Pilot Link von Minn Kota oder dem Pinpoint von Motorguide lassen sich die Motoren mit dem Handy und Echolot verbinden. Ihr könnt die Ankerfunktion nutzen und das System hält Euer Boot exakt an der gewünschten Stelle. Oder Ihr lasst es vorher gespeicherte Routen abfahren und könnt sicher sein, genau an der zuvor erkundeten Kante entlang zu gleiten.
Du willst noch mehr Infos zum Thema Boote, Motoren und Zubehör? Schau mal im Anglerboard vorbei:
https://www.anglerboard.de/forums/boote-motoren-und-zubehoer.108/
Drei weitere Tipps, unter anderem zur Batterie, lest Ihr in RUTE&ROLLE 08/2019!
Wir bieten Euch außerdem ein ausführliche Herstellerübersicht und Interviews mit Enrico di Ventura und Dietmar Isaiasch zum Thema E-Motoren.
Text: Georg Baumann, Fotos: Georg Baumann, Dietmar Isaiasch und Hersteller