Vielen Flussanglern laufen im Hochsommer die Schweißperlen über die Stirn. Schon wieder Niedrigwasser! Wo stecken bloß die Zander? Marcel Wiebeck ist Angelguide an der Elbe und weiß, wie der Fang der lichtscheuen Stachelritter dennoch klappt.
Mein Hausgewässer ist die Elbe. Ein Fluss mit einem guten Zanderbestand. Die erfolgreichsten Tage haben wir hier zwischen Mitte Mai und Ende Juli. Der Fluss ist durch die Braunalgenblüte noch stark eingetrübt, auch die Fische sind richtig hungrig. Schließlich kommen sie geradewegs aus dem Laichgeschäft und müssen nun wieder Substanz in den Körper bekommen. An guten Tagen kann man durchaus mehrere Zander fangen, mit etwas Glück sogar auch einen richtig großen. Allerdings wird der Zanderfang in den letzten Jahren immer schwieriger: Niedrigwasser plagt uns Flussangler!
Ab in den Strom
Früher hatten wir im Sommer relativ selten Niedrigwasser. Doch die Folgen des Klimawandels sind am Fluss zwischen Dresden und Hamburg schon längst zu spüren. Wo sich früher noch Regen und Sonne abwechselten, sorgt die Luftmassenverschiebung heute dafür, dass sich die trockenen Hochdruckgebiete besonders lange halten und nur wenig Niederschlag fällt. Letztjähriger Rekord waren sieben Wochen ohne auch nur einen Tropfen Wasser von oben! Doch wie reagieren die Zander auf einen immer weiter fallenden Wasserkörper und die hohen Temperaturen? Sie wandern in den Hauptstrom! Denn die Fließgeschwindigkeit nimmt ab. Als Beispiel: Bei Hochwasser beträgt die Fließgeschwindigkeit der Elbe etwa 4,5 bis 5 Kilometer pro Stunde. Bei mittlerem Pegelstand sind es immerhin noch 3,5 bis 4,5 Kilometer pro Stunde, während der es bei Niedrigwasser mitunter nur noch 2,5 Kilometer sind. Gemessen wird an der Oberfläche, am Grund strömt es meist noch weniger. Kein Problem also, sich einfach hinter eine Sandbank oder an einer Untiefe in den sauerstoffreichen Hauptstrom zu stellen.
Auch alle anderen Fischarten treffen wir dort an: Buckelnde Brassen und jagende Rapfen, die Kleinfischschwärme an der Oberfläche auseinander treiben. Manchmal sogar eine Welsflosse, die sich an der Oberfläche zeigt. Fische sind Kaltblüter – bei niedrigem Pegelstand und hohen Wassertemperaturen läuft der Stoffwechsel der Geschuppten auf Hochtouren. Kein Problem also, auch im Hauptstrom zu verweilen.
Zander bei Niedrigwasser
Bei anhaltendem Niedrigwasser wird der Fluss deutlich klarer. Schwebeteilchen werden abtransportiert und dadurch, dass keine Partikel durch Regenfälle mehr eingetragen werden, wird das Gewässer in Windeseile lichtdurchlässiger. Die Schifffahrt ist bei flachem Pegelstand eingestellt und die Dampfer wirbeln keine Sedimente mehr auf. Zander sind bei solchen Bedingungen am helllichten Tage bei blauem Himmel und Sonne nur sehr schwer zu überlisten. Bei starker Bewölkung oder regnerischem Wetter fällt der starke Lichteinfall weg und wir haben eine Chance. Da aber solche Phasen im Hochsommer rar sind, liegt die klare Empfehlung aufs Angeln in den Abendstunden! Eine Stunde vor bis drei oder vier Stunden nach Sonnenuntergang zu fischen, ist jetzt genau richtig. Auch in den frühen Morgenstunden lohnt ein Versuch. Allerdings ist diese Phase recht kurz, weswegen ich lieber ausschlafe…
Den kompletten Artikel lesen Sie in RUTE&ROLLE 07/2019!
Text & Fotos: Marcel Wiebeck