Der Stöcker

Wenn der Sommer in Norwegen die Tage wieder länger werden lässt, ziehen große Makrelenschwärme in die Fjorde. Diese beangeln wir mit Paternostermontagen und fangen schnell ein paar Fische für die Räuchertonne. Doch was ist denn das? Eine der gefangenen Makrelen sieht recht farblos aus und schimmert nicht so bezaubernd in der Sonne. Nein, es ist keine Makrele, sondern ein Stöcker mit dem lateinischen Namen Trachurus trachurus. Die weiteren deutschen Namen – Holzmakrele und Bastardmakrele – zeigen seine Verwandtschaft zur Makrele. Die Norweger nennen diesen Fisch übrigens Taggmakrell, was übersetzt soviel heißt wie Zackenmakrele.

Merkmale des Stöckers

Der Stöcker besitzt einen großen Kopf, eine aus neun Hartstrahlen bestehende erste Rückenflosse und eine zweite Rückenflosse mit 30 bis 36 Weichstrahlen. Die erste Rückenflosse ist kürzer, aber weitaus höher als die zweite. Die Afterflosse hat sowohl Hart- als auch Weichstrahlen, genauer gesagt drei Hartstrahlen und 24 bis 32 Weichstrahlen. Farblich kann der Stöcker keinen Blumentopf gewinnen. Die Oberseite ist grau oder schwarz und die Unterseite silbrig. Dieses unscheinbare Aussehen ist für uns Angler recht langweilig, vermeidet aber, dass Trachurus trachurus im Maul seiner vielen Feinde landet.

Wo findet man ihn?

Nicht nur in Norwegen können wir den Stöcker an den Haken bekommen. Sein Verbreitungsgebiet ist recht großflächig und erstreckt sich von Norwegen, Island bis zum Senegal, Mittelmeer, Schwarzem Meer und sogar bis nach Südafrika. Besonders gerne hält sich der Stöcker über sandigem Grund in einer Tiefe von 100 bis 200 Metern auf, manchmal aber viel weiter unten, in bis über 1000 Metern. Die erwachsenen Fische bilden große Schwärme und suchen direkt an der Küste ihre Nahrung. Der Stöcker ist räuberisch: Kleine Heringe, Sprotten, Krebstiere aber auch Tintenfische müssen sich deshalb besonders in Acht nehmen.

140.000 Eier kann ein Weibchen ins Wasser abgeben. Dieses geschieht nicht auf einen Schlag, vielmehr in mehreren Schüben. Nach dem Ablaichen schweben die Eier, aus denen nach einiger Zeit fünf Millimeter lange Larven schlüpfen, in der Wassersäule. Viele dieser kleinen Mini-Stöcker werden niemals die Geschlechtsreife erreichen, es lauern Gefahren von Räubern, das richtige Futter muss vorhanden sein und die Umweltbedingungen müssen passen. Doch ein paar wenige haben die Chance, eine Endlänge von bis zu 70 Zentimetern zu erreichen. In der Regel gehen uns eher kleinere Stöcker an die Angel. Im Durchschnitt ist Trachurus trachurus nämlich nur 15 bis 30 Zentimetern lang. Der norwegische Rekord wurde im Übrigen am 18. Juli 2008 von Karl Johan Sæth aufgestellt: 1,163 Kilo wog sein „Groß-Stöcker“.

Der Stöcker in der Küche?

Ob der Stöcker eine kulinarische Delikatesse ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei uns gelangen die Fänge der kommerziellen Fischerei selten bis zur Fischtheke, weil fast alle gefangenen Bastardmakrelen aus der Nordsee zu Fischmehl verarbeitet werden. Damit landet der Stöcker im Futter für die Fischzucht (Aquakultur) und deshalb erst als Lachs, Forelle & Co auf unserem Teller. Die Südeuropäer sehen demgegenüber einen wertvollen Speisefisch in der Holzmakrele. Dort wird sie sowohl frisch als auch tiefgefroren, geräuchert und in Dosen angeboten.

Solltet ihr einen Stöcker fangen und ihn nicht verwerten wollen, kann er euch dennoch sehr nützlich sein. Durch sein fettiges Fleisch ist er zum Beispiel ein optimaler Köder für Leng, Dorsch & Hornhecht. Ein Fetzen am großen Einzelhaken wird selten lange unbeachtet bleiben, wenn dieser verführerisch in der Strömung taumelt und all seine Aromen freigibt. Ein großer Vorteil vom Stöckerfilet ist, dass es durch seine recht zähe Haut lange am Haken bleibt. Probiert es einfach mal aus!

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