Das Texas Rig ist hierzulande voll im Trend – und super fängig. Doch ganz so neu ist diese Technik nicht, wie unser Finesse-Experte Sean Perez verrät. Begleiten Sie ihn auf eine spannende Zeitreise zu den Wurzeln des Texas Rigs und entdecken Sie das Geheimnis einer wahren Legende.

Das Texas Rig zählt zu meinen beliebtesten und auch fängigsten Finesse Rigs. In den U.S.A. beweist diese Montage schon seit Jahrzehnten ihre unglaubliche Fangkraft, beispielsweise bei den großen Bass Tournaments. Doch auch hier in Europa ist das Texas Rig, kurz T-Rig, ohne jeden Zweifel auf dem Vormarsch. Auch wenn es den eigentlichen Zielfisch, den Schwarzbarsch, hier bei uns in Deutschland nicht gibt – das T-Rig lässt unsere heimischen Räuber alles andere als kalt. Vor allem große Barsche und Zander sind es, die sich damit überlisten lassen. Doch warum heißt die Montage eigentlich „Texas Rig“? Liegt der Ursprung wirklich im US-Bundesstaat Texas und wann tauchte es zum ersten Mal auf der anglerischen Bildfläche auf?

Die Geburt einer Legende

Wir schreiben das Jahr 1949. Angellegende und Firmengründer von Creme Lure, Mr. Nick Creme, produziert in einer kleinen Küche in Akron im Bundesstaat Ohio den ersten Prototypen einer Gummiwurm-Montage – der Vorläufer des späteren Texas Rigs. Die „Ur-Montage“ bestand aus einem Gummiköder und zwei Haken, die an einem Vorfach angeknotet waren. Der Clou des Ganzen: Am Vorfach, direkt vor dem Köder, befand sich neben ein paar Perlen auch ein kleiner Propeller, der sich beim Einkurbeln verführerisch drehte. Die Nachricht von einer neuen Montage verbreitete sich blitzschnell unter den Anglern der Region und schon nach kurzer Zeit stiegen nicht nur die Verkaufszahlen, sondern auch die Meldungen schöner Fänge mit dem neuen Rig.

Mit der Zeit nahm Mr. Creme ein paar Modifikationen vor. Unter anderem wurde eine Art Bullet Weight vor den Gummiwurm geschaltet – ähnlich wie beim heute gängigen T-Rig. Doch woher kommt die Bezeichnung „Texas“? Die ursprüngliche Produktion des Rigs fand ja in Akron, Ohio statt. Die steigende Nachfrage zwang Nick Creme jedoch dazu, eine größere Produktionsstätte zu errichten. Als neuen Standort entschied er sich für die kleine Stadt Tyler mitten im Herzen des damaligen Schwarzbarsch-Mekkas im US-Bundesstaat Texas. Die Produktion lief hervorragend an, schon bald eroberte die Montage auch den Süden der Vereinigten Staaten. Im 1964er Creme Lure-Firmenkatalog tauchte schließlich die modifizierte Montage zum aller ersten Mal unter der Bezeichnung „Texas Rig“ auf – die Geburt einer wahren Rig-Legende!

Hängerfrei im Unterwasserdschungel

Heute ist das Texas Rig aktueller denn je. Beim Finesse-Fischen ist es oft meine erste Wahl, wenn ich mir vom Ufer aus – also ohne Hilfe eines Echolots – einen schnellen Überblick über die Bodenbeschaffenheit des Gewässers mache. Ob schlammig, kiesig, sandig oder verkrautet – mit dem Texas Rig kann ich interessante Stellen und potenzielle Hotspots wie Barschberge, Kanten, versunkene Bäume und angesammeltes Geäst schnell und vor allem nahezu hängerfrei ausfindig machen. Parallel dazu verwende ich das T-Rig auch, um mir eine ungefähre Vorstellung der Gewässertiefe zu verschaffen. Kurze Absinkphasen deuten auf Flachwasser, lange hingegen auf tiefere Bereiche oder abfallende Kanten hin. Schon damals wusste Mr. Nick Creme, dass man beim gezielten Befischen von Unterständen besonders große Fische fangen konnte.

Um Struktur möglichst hängerfrei zu beangeln, achtete er beispielsweise darauf, dass die Hakenspitzen nicht wieder aus dem Köder austraten. Beim heutigen T-Rig kommen ebenfalls spezielle Haken, sogenannte Worm- und Offsethooks, zum Einsatz. Das Tolle daran: Im Gegensatz zu herkömmlichen Jighaken fischt man mit Offset & Co nahezu ohne Verluste. Somit haben Hänger kaum eine Chance und wir können nicht nur dicht an, sondern auch direkt in Hindernissen und Unterständen angeln – genau dort, wo sich oft ein Kapitaler aufhält. Gerade in den Frühlings- und Sommermonaten, wenn Seerosen und Algen anfangen zu gedeihen, ziehen Bereiche mit starkem Pflanzenbewuchs die Fische magisch an.

Um diese Spots effektiv nach Räubern abzusuchen, setze ich gerne das Texas Rig ein. Mit ein bisschen mehr Bebleiung ausgestattet wird das T-Rig direkt ins Kraut befördert und bahnt sich beim Auftreffen seinen Weg durch den Dschungel. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Texas Weights im Fachhandel, wie zum Beispiel auf www.clickbaits.de. Als Alternative zu den klassischen Blei-Weights sind Gewichte aus Tungsten.

Keine schnelle Nummer

Wer die Geschwindigkeit beim Finesse-Fischen mit dem T-Rig drosselt, hat bessere Chancen auf die Großen. Langsam gekurbelt und mit leichten Streichbewegungen durch die Rute wird die Montage bewegt. Vor allem Krautlöcher und freie Stellen in Seerosenfeldern sollten besonders beachtet werden. Ein kurzer Kurbelstopp lässt den Köder verführerisch Richtung Boden taumeln – eine lohnenswerte Pause, die nicht selten mit einem kräftigen Biss belohnt wird. Es gibt Tage, da sprechen die Kapitalen auf schnell und aggressiv geführte Köder besser an, doch nach vielen Stunden am Wasser mit dem Texas Rig steht für mich fest: Ein langsam geführtes Rig steigert die Durchschnittsgröße der Fänge. Und auch beim Biss gibt es deutliche Unterschiede. Kapitale neigen nämlich dazu, den Köder einfach einzusaugen, ohne sofort mit ihm abzuziehen – und der Biss fühlt sich oft wie ein trockener, stumpfer „Tock“ an. Kleinere Fische hingegen attackieren den Köder und drehen blitzschnell mit ihm ab, was sich wie ein mehrfaches und leichtes „Zittern“ in der Rute anfühlen kann.

Den Anhieb richtig setzen

Sie sind mit dem Texas Rig am Wasser, machen ein paar Würfe und – zack – nach kurzer Zeit gibt es den ersten Einschlag in der Rute. Nichts Ungewöhnliches, aber jetzt geht es darum, den Anhieb richtig zu setzen. Beim Biss müssen Sie zwei Abläufe gleichzeitig ausführen: Die Rute wird schnell nach unten gesenkt. So merkt der Fisch zunächst keinen unnatürlichen Widerstand und Sie haben genug Strecke damit der Anhieb sauber durchkommt. Währenddessen wird die lose Schnur aufgekurbelt und auf Spannung gebracht. Anschließend setzen wir einen entschlossenen Anhieb. Nicht vergessen: Übung macht den Meister. Mit der Zeit werden Sie den Anhieb instinktiv richtig setzen, ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen. Wenn Sie alles richtig machen, werden Sie sich nach einem spannenden Drill über Ihren ersten Texas-Räuber freuen können – Mr. Creme und seinem Erfindergeist sei Dank!

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