Das Wacky Rig ist nicht nur einfach zu fischen, sondern hervorragend, wenn es am Forellensee mal nicht so läuft. Raubfischexperte Sean Perez über eine Schwarzbarsch-Technik auf Abwegen

Auch in Deutschland gewinnen Finesse-Montagen aus der Schwarzbarschangelei immer mehr Fans. Neben Texas und Carolina Rig bietet sich dabei das Wacky Rig nicht nur für Barsch und Zander, sondern auch Regenbogenforellen in Teichen an. Echte Pluspunkte der Montage: Sie ist entspannend unkompliziert und lockt auch zickige Fische an den Haken. Dass Forellen Würmer lieben, ist kein Geheimnis. Hier kommt das Wacky-Fischen perfekt ins Spiel – bei dieser Technik lassen wir einen Gummiwurm mit irren Bewegungen durchs Wasser tanzen. Anders als beim klassischen Angeln mit Gummiköder am Bleikopf durchstechen wir den Wurm jetzt aber nur einmal mittig. Beide Enden hängen dadurch frei und beweglich nach unten. Hier hat auch der Name des Rigs seinen Ursprung. Da die Anköderung ein bisschen verrückt ist, bekam sie den passenden amerikanischen Begriff zugewiesen: wacky für abgedreht.

Eine Handvoll für volle Kescher

Um die Teichforellen verrückt zu machen, brauchen wir nur eine Handvoll Köder. Gummiwürmer zwischen drei und zehn Zentimetern eignen sich am besten. Wenn sich zum Jahresende hin der Stoffwechsel der Fische verlangsamt, nehmen sie lieber kleinere Köder. Bei der Farbe richten wir uns einfach nach der Trübung: In Teichanlagen mit klarem Wasser habe ich gute Erfahrungen mit natürlichen Dekors gemacht, während grelle, auffällige Töne an Gewässern mit mehr oder weniger trübem Wasser eher den gewünschten Erfolg brachten. Es ist übrigens immer wieder erstaunlich, dass eine so einfache Montage wie das Wacky Rig selbst harte Konkurrenz in Form von Bienenmade oder Paste aussticht. Das erlebte ich gemeinsam mit Angelfreund Armin vor einiger Zeit überdeutlich. Wie die Mehrheit der Mitangler am Teich fischten wir damals mit Sbirolino und Paste. Trotz ein paar Fischen im Kescher waren wir am späten Vormittag weit entfernt von einem erfolgreichen Angeltag. Die Motivation sank von Minute zu Minute und so gönnten wir uns erstmal eine Mittagspause. Was tun? Ich ging zum Auto und kramte im Kofferraum nach irgendeinem Wunderköder, der die Wende bringen könnte. Von einem Ausflug nach Norddeutschland lag dort noch eine Box mit kleineren Gummifischen und -würmern. Die Barsche hatten sehr gut auf die verrückten Würmer reagiert, warum also nicht auch die Forellen? Die nächsten Stunden gaben diesem Gedanken Recht und sicherten Wacky-Würmern einen festen Platz in meinem Köderarsenal für den Forellensee. Es war unglaublich: Am Nachmittag folgte plötzlich Biss aus Biss und selbst mein zuerst misstrauischer Kollege stieg schnell auf das Rig um. Zugegeben, die Montage sieht auf den ersten Blick seltsam aus, aber wer für neue Methoden offen ist, wird garantiert fix seine erste Forelle über den Kescherrand ziehen – und sich dabei mindestens genauso freuen wie ich bei meiner Premiere.

Wacky Tackle

Ich hatte es ja anfangs versprochen: Die Montage ist einfach. Nur drei Zutaten gehören ins Grundrezept. Ein Vorfach brauchen wir, einen Worm Hook, also einen Finesse-Haken für Gummiwürmer, und den Wurm selbst. Als Vorfach setze ich 0,18 Millimeter starkes Fluorocarbon in einer Länge zwischen 80 und 120 Zentimetern ein. Passende Haken für Wacky bieten viele Hersteller an, zum Beispiel unter der Bezeichnung Worm oder auch Circle Hook. Meine Lieblingsgrößen sind 4 und 5. Auf jeden Fall sollte der Hakenbogen so weit sein, dass er auch nach dem Aufspießen des Köders noch genug Platz bietet, um sicher im Fischmaul zu greifen. Manchmal kommen wir ohne weitere Beschwerung der Montage aus, aber deutlich öfter tummeln sich die Forellen überall und nirgends in der Wassersäule. Jetzt ist Zusatzgewicht ein echter Pluspunkt. Entweder knote ich dann statt des Einzelhakens einen Micro-Jigkopf von zwei bis drei Gramm an oder ich klemme ein Schrotblei vor den Haken. Eine gute Wahl für besonders schwierige Tage sind bebleite Wacky-Haken mit Gummifransen, wie es sie zum Beispiel von Gamakatsu gibt. Ihre Kopfform, die an ein Cent-Stück erinnert, lässt den ganzen Köder mit scheinbar unkontrollierten Bewegungen zum Grund sinken. Die Fransen senden gleichzeitig feine Reize aus, die selbst träge Regenbogner zuschnappen lassen.
Jetzt geht es ans Eingemachte: die 
Köder. Fängige Wacky-Würmer sind kürzer als zehn Zentimeter und durch die Bank sehr schlank. Forellen attackieren zwar auch größere Köder, aber die Anzahl der Fehlbisse steigt massiv an. Im Idealfall sind beide Enden des Gummiwurms fast gleich dick und der Schwerpunkt des Köders liegt mittig. So können wir sicher sein, dass der Bursche sein volles Bewegungspotenzial ausspielt. Ach ja, weich darf der Wurm auch gerne sein, denn zu starre Köder lassen sich kaum verführerisch präsentieren und werden regelmäßig mit Missachtung gestraft. Gute Erfahrungen hab ich mit den PTS Ball Head Worms von D.A.M. und den K-Don Future Worms von Cormoran gemacht. 
Sie möchten mehr fangen und haben Spaß am Experimentieren? Dann lassen Sie Ihren Wacky-Würmern doch schon am Vorabend des Angeltages ein Bad ein. Gut, vielleicht nicht die Duftnote, die Ihre Frau begeistern würde, aber dafür Knoblauch- oder Krebsaroma. Mittlerweile haben einige Hersteller 
Flüssigaromen, aber auch Gelee oder Pasten speziell für die Forellenseeangelei im Angebot. Und genau diese Extra-Düfte bringen immer wieder Extra-Bisse!
Noch ein Tipp: An schwierigen Tagen lohnt der Griff zu Schockfarben oder UV-aktiven Ködern, da sie besonders gut wahrgenommen werden. Würmchen in Pink, Orange oder Char-treuse haben mir auf jeden Fall schon einige Wacky-Tage am Forellensee gerettet.

Wir bitten zum Tanz

Auch beim Wacky-Fischen geben wir dem Köder erst Leben, indem wir ihn aktiv führen. Das Ziel besteht darin, den Wurm durch kurze Rucke und Schläge mit der Rutenspitze zwischen den Absinkphasen zum Zittern zu bringen. Machen wir einfach mal einen Wurf zusammen! Platsch – der Wacky-Wurm ist gelandet. Rollenbügel zu und abwarten, bis er Wunschtiefe erreicht. Stehen die Forellen flach, ist höchste Konzentration angesagt, denn dann kommen die Bisse unmittelbar nach dem Aufklatschen. Heute passiert nix auf den ersten beiden Metern Richtung Grund. Jetzt müsste der Köder rund drei Meter erreicht haben und wir halten die Rute in Zehn-Uhr-Position. Mit kleinen Rucken aus dem Handgelenk arbeiten wir uns Richtung zwölf Uhr aufwärts. Je mehr feine Bewegungen wir dabei ausführen, desto verführerischer läuft der verrückte Wurm. Ist die Rute in der Senkrechten angekommen, senken wir sie langsam auf zehn Uhr zurück und halten die Schnur gleichzeitig durch Einkurbeln auf leichter Spannung. Denn in der Absinkphase kommen die… Ups, da ist schon die Erste am Band. Das ging fix!
Leider hängen sich die Fische bei der Wacky-Angelei nicht immer von alleine auf. Gerade bei schnellen, unerwarteten Bissen steigt nicht nur der Puls, sondern auch die Gefahr, das Ganze mit einem ul-
traschnellen Anschlag zu quittieren. Gefahr deshalb, da wir die Rute oft nach oben reißen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Auch wenn es gerade geübten Spinnfischern schwer fällt, geben wir der Forelle lieber ein bis zwei Sekunden Zeit. Kann sie nach dem Packen des Köders erst damit abdrehen, sitzt unser bewusst verzögerter Anschlag viel öfter. Aber Bisse werden Sie mit diesem Rig genug bekommen, um auch das zu üben. Wacky ist einfach eine Waffe – auch für den Forellensee.

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