Wer Fische fangen will, muss Fische finden – so leicht ist das. Weil uns der Blick unter die Wasseroberfläche aber verwehrt bleibt, müssen wir uns anders behelfen und den Angelplatz ausloten. Erkennen wir die wichtigen Strukturen, sind die Fische selten weit entfernt.

Die richtige Location

„Location“ nennen die Cracks die Suche nach dem Fisch und orientieren sich dabei an äußerlich erkennbaren Strukturen: zum Beispiel Kraut- und Seerosenfelder, Strömungsveränderungen, Inseln oder Einläufe. So weit, so einfach und mit dem bloßen Auge erkennbar. Viel interessanter: Wie sieht es eigentlich UNTER Wasser aus? Dort, wo die Fische leben, in ihrem Element sind? Man würde ja so gerne abtauchen, um sich ein Bild von der Unterwasserwelt zu machen. Weil wir aber nicht vor jedem Angeltag einen Tauchgang samt Schnorchel und Schwimmflossen absolvieren können, müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen: Wir loten unseren Angelplatz aus. Gerade als Einsteiger haben wir kaum ein Echolot zur Verfügung, mit dem das ein Kinderspiel wäre.

Die Tiefe ausloten

Wir müssen also mit unserer Angelrute die Tiefe ausloten. Wir MÜSSEN? Wenn wir regelmäßig erfolgreich sein wollen, ja! Schließlich halten sich die verschiedenen Fischarten im Wechsel der Jahreszeiten in unterschiedlichen Tiefen auf. Karpfen gründeln am Gewässergrund, Hechte fühlen sich oft im Mittelwasser wohl, während Rotfedern häufig in den oberen Wasserschichten anzutreffen sind. Da ist es selbstverständlich wichtig zu wissen, in welcher Tiefe wir unseren Köder anbieten. Ob wir unsere Posenmontage auf zwei, drei oder fünf Meter Tiefe einstellen, darf nicht zur Pi mal Daumen-Entscheidung werden.

Ich höre schon Deinen Einwand: „Ich angele auf Grund – ist doch egal!“. Nicht ganz, schließlich sollten wir einen Eindruck davon haben, wie es dort unten ungefähr aussieht. Ist der Boden mit Kraut bewachsen oder anderen Hindernissen übersät, in dem der Köder für die Fische unauffindbar wird? Wo ist eventuell eine Abbruchkante oder Erhebung, an der Fische sich bei Eurer Patrouille durchs Gewässer gerne orientieren? Reicht die Tiefe der Angelstelle aus, damit sich mein Zielfisch hier überhaupt auf Nahrungssuche begibt? So viele Fragen, keine Antworten – solange wir der Sache nicht sprichwörtlich auf den Grund gehen. Und wie das geht, klären wir jetzt.

Mit der Pose loten

Die einfachste Methode ist, ein Grundblei an die Hauptschnur zu knoten und damit den Angelplatz fächerförmig abzuwerfen. Bei jedem Wurf zählen wir innerlich die Sekunden vom Aufprall auf die Wasseroberfläche, bis das Blei am Grund angekommen ist. Nach zwei Dutzend Würfen haben wir eine Idee, wo die tieferen und flacheren Bereiche liegen. Zusätzlich spüren wir beim Anheben des Bleis, ob wir es aus Bewuchs oder Schlamm lösen müssen oder ob der Grund frei von Hindernissen ist. Das Ganze dauert nur wenige Minuten, ist aber leider auch relativ unpräzise. Besser funktioniert’s mit einer Posenmontage. Fischen wir später sowieso mit der Pose, macht das keine großen Umstände. Aber auch wenn wir die Grundmontage einsetzen wollen, ist es kein übertriebener Aufwand, zum Ausloten x eine Posenmontage anzubringen. Denn lieber 15 Minuten loten und drei Stunden am richtigen, als die doppelte Zeit am falschen Platz die Angel auswerfen!

So funktioniert’s

Zunächst beschweren wir die Montage mit so viel Blei, bis nur noch die Posenantenne aus dem Wasser ragt. Nun befestigen wir ein zusätzliches großes Klemmblei direkt auf dem Haken und werfen die Montage auf den Angelplatz. Weil sich jetzt mehr Blei auf der Montage befindet als die Pose tragen kann, geht sie unter. Zumindest so lange, wie die eingestellte Tiefe geringer als die tatsächliche ist. Nun holen wir die Montage wieder ein, stellen die Pose auf die geschätzte Tiefe und werfen erneut aus. Geht die Pose weiterhin unter, müssen wir sie auf eine noch größere Gewässertiefe einstellen. Das wiederholen wir so oft, bis nur noch die Posenantenne aus dem Wasser ragt – fertig. Jetzt liegt das zusätzlich angebrachte Blei auf dem Gewässerboden auf (kann also die Pose nicht mehr unter Was- ser ziehen), die übrigen Schrote richten die Pose auf. Auf diese Weise haben wir die exakte Tiefe unseres Angelplatzes gefunden.

Und wenn sich die Pose nicht aufrichtet oder schräg im Wasser steht? Dann liegen bereits einige der Bleischrote auf dem Gewässergrund, die für das Austarieren der Pose nötig sind. In diesem Fall stellen wir die Tiefe etwas flacher ein, um die richtige Einstellung zu finden. Verwirrend? Lies es ruhig noch einmal, wenn es zu schnell ging. Die Zeichnung oben hilft beim Nachvollziehen. Und dann: Nichts wie ab ans Wasser – Praxis war schon immer die bessere Theorie!

 

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