Im Schatten der Lofoten liegt Helnessund Brygger im gleichnamigen Fischörtchen am Vestfjord. Das Revier vor der Anlage verspricht Fischvielfalt und fette Fänge. Davon konnten sich Michael Simon und Timo Keibel im Juni überzeugen.

Autor Timo Keibel           Fotos Timo Keibel, Michael Simon

Das Revier vor Helnessund bietet die gesamte Fischvielfalt Nordnorwegens. Michael Simon mit seinem 93-Zentimeter-PB-Pollack

Beim Blick aus dem Fenster genieße ich die Landschaft – und versinke in Gedanken. Der Schnellfähren-Katamaran bahnt sich sicher seinen Weg durch die Schären vor der nordnorwegischen Küste. Ein lauter Gong reißt mich zurück in die Gegenwart. Knapp eine Stunde sind wir bereits unterwegs – von Bodø aus weiter Richtung Norden. „Michel, in fünf Minuten – kurz nach 19 Uhr – sind wir in Helnessund“, sage ich zu Michael „Michel“ Simon, der mich in dieser Woche begleitet. Gemeinsam steuern wir unser Ziel an: die Anlage Helnessund Brygger aus dem Programm von Angelreisen Teltow.

„Die kurzen Wege in Helnessund sind wirklich besonders“, schwärmte Michael Teltow vor Reise. Und er sollte recht behalten. Die Fähre legt quasi neben den Unterkünften an – bequemer geht es kaum. Am Anleger begrüßt uns Arrild, Betreiber der Anlage. Die Zeit drängt: Der örtliche Supermarkt schließt um 20 Uhr. Zum Glück liegt dieser nur zwei Minuten zu Fuß entfernt. Entspannter könnte unsere Angelwoche im hohen Norden kaum beginnen.

Ankommen und auftacklen

Dichte Regenwolken hängen schwer am Himmel und verdecken den Blick in die Ferne. „Bei klarer Sicht kann man von hier die komplette Lofoten-Kette am Horizont erkennen“, erzählt uns Arrild während des Rundgangs durch die Anlage. Die Bootsflotte besteht aus Øien-Booten – in 17,5 Fuß mit 40-PS- oder in 20 Fuß mit 60-PS-Außenbordern. Schon jetzt beeindruckt uns das Platzangebot an Bord. Wir können es kaum erwarten, endlich rauszufahren. Daraus wird aber nichts: Der Wind und Regen machen uns einen Strich durch die Rechnung. Wir nutzen die Zeit, um unsere Reiseruten vorzubereiten.

 Überall Dorsche

3. Timo mit einem Dorsch aus dem Fjord. Auch bei starkem Wind finden sich immer geschützte Ecken zum Angeln

Zumindest der Wind lässt nach, sodass Michel und ich zur ersten Ausfahrt aufbrechen können. Unser Ziel: der Leinesfjord, der durch seine geschützte Lage auch bei schlechtem Wetter viele Angelspots bietet.
Egal, wo wir driften – an Fisch mangelt es nicht. Unfassbar viele Dorsche stürzen sich auf die Köder. Die Fischmenge ist beeindruckend. „So etwas habe ich selten erlebt“, sagt Michel. Und das will etwas heißen, schließlich fischt er seit Jahrzehnten in Norwegen. Größentechnisch ist allerdings noch Luft nach oben – die meisten Fische liegen zwischen 50 und 60 Zentimetern. Neben Dorschen landen wir Köhler, Schellfische und einige Pollacks. Die Vielfalt im Revier ist beeindruckend! Da der Dauerregen kein Einsehen hat, beenden wir aber unser erstes Fjordabenteuer.

Fressrausch im Fjord

Am nächsten Vormittag herrschen ähnliche Bedingungen – erneut geht’s auf den Fjord. Dieses Mal steuern wir tiefere Spots an. Zur geplanten Stelle kommen wir nicht. „Da! Möwen!“, rufe ich Michel zu. Plötzlich reißen kreischende Möwen unsere Aufmerksamkeit an sich. Als wir näherkommen, trauen wir unseren Augen kaum: Vor uns tobt eine Feeding Frenzy (Fressrausch). Gute Köhler treiben Kleinfisch an die Oberfläche und bringen die See zum Kochen. Immer wieder springen die Räuber mit voller Länge aus dem Wasser. „Wieso haben wir keine Oberflächenköder dabei?“, fragt Michel. Egal – leichte Pilker, Gummifische und Blinker tun es auch.

Kaum sind die Köder im Wasser, sind die Ruten krumm. Am leichten Gerät sorgen Fische mit Längen zwischen 70 und 85 Zentimetern für reichlich Action. So schnell, wie das Wasser brodelte, ist alles auch wieder vorbei – nur um einige Hundert Meter weiter erneut loszugehen. Was für ein Naturschauspiel!

Kurze Wege vor Ort und zum Fisch erwarten Urlauber in Helnessund

Pollack-Power

Nach der Oberflächen-Action und einem erholsamen Nachmittagsschlaf wollen wir am Abend erneut in See stechen. Ziel: Das Gebiet vor der Schärenkette im offenen Vestfjord. Von Helnessund aus geht es in südlicher Richtung zu den Fanggründen. Unseren ersten Stopp machen wir keine zehn Minuten von der Anlage entfernt – vor der Insel Skjåholmen. Hier zieht eine Untiefe (GPS: 67° 42.936′ N, 14° 42.919′ E) unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Echolotanzeige ist vielversprechend: acht Meter Tiefe, Tang und einzelnen großen Sicheln. Michel und ich setzen auf Gummifische. Die Fische haben Lust – und attackieren die weichen „Beutefische“.

Wieder sind es Dorsche, die an den Haken zappeln. Ich werfe meinen Köder erneut aus, lasse ihn absinken und beginne mit dem Einkurbeln. Das Echolot zeigt rund 35 Meter Tiefe an. Erst im Mittelwasser bekomme ich Kontakt: erst zaghafte Festhalter, dann deutliche Attacken – bis sich der Räuber komplett über den Gummihappen schiebt. Meine Reiserute neigt sich zur Wasseroberfläche und die 3000er Stationärrolle summt. Ich hole mir die Schnur zurück. Der Fisch kommt nach oben – Pollack! Satte 80 Zentimeter misst der Bronzebarren. Weitere Fische folgen. Nach einigen Driften geht es weiter hinaus.

(den kompletten Beitrag mit allen Infos zum REvier und zur Buchung findet Ihr in der RUTE & ROLLE 10/2025)

 

 

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