Wer Aale fangen möchte, der ist an den vielen Kanälen in Deutschland richtig aufgehoben. Jesco Peschutter erzählt Euch, warum sich ein Versuch an diesen Gewässern lohnt und was es bei der Angelei zu beachten gibt.

AUTOR Jesco Peschutter FOTOS Timo Keibel, Tobias Norff, Jesco Peschutter

Die Sonne geht unter am Kanal. Jetzt beginnt die Beißzeit der Aale

Die Sonne geht unter am Kanal. Jetzt beginnt die Beißzeit der Aale

Kanäle bieten den idealen Lebensraum für Aale. An den künstlichen Wasserstraßen sind sehr gute Fänge möglich und viele Angler zieht es an diese einzigartigen Gewässer. In Deutschland finden wir sowohl kleine als auch große Wasserwege. An fast allen lohnt sich ein Ansitz auf die Schlängler. Zu den bekanntesten und längsten zählen der Nord-Ostsee-Kanal und der Mittellandkanal. Aber auch an den kleineren Binnenwasserstraßen ist mit Aalen zu rechnen.

Wo sind die Aale?

Auf den ersten Blick wirken Kanäle recht monoton. Sehr gerade und fast schon eintönig liegen sie in der Landschaft. Wer aber genauer hinschaut, der wird erkennen, dass die Monotonie immer wieder unterbrochen wird. Wendebecken, Kaimauern, Brücken, Engstellen, Steinpackungen, Einmündungen, Pfahlreihen, Kurven, Schleusen und Häfen sind augenscheinlich gut zu sehen. Diese Plätze, soweit sie beangelt werden dürfen, sind oft schon interessante Stellen. Viel wichtiger ist aber, was sich unter der Wasseroberfläche abspielt. Hier sind Kanten ganz heiße Spots. Auch Steinfelder, die sich am Grund befinden, lieben die Aale. Hier finden sie Versteckmöglichkeiten und vor allem Nahrung in Form von Krebstieren und kleinen Fischen wie zum Beispiel Grundeln. Der Bereich dicht am Ufer sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Geht die Steinpackung unter Wasser weiter, habt Ihr einen super Platz, um Eure Köder zu präsentieren. Besonders im Sommer, wenn sich sehr viel Nahrung im Flachwasser befindet, ist der Uferbereich ein echter Hotspot.

Fische suchen

Die Aale im Kanal sind im Schnitt zwischen 45 und 60 Zentimeter lang. Es beißen aber auch kleinere und deutlich größere Exemplare

Die Aale im Kanal sind im Schnitt zwischen 45 und 60 Zentimeter lang. Es beißen aber auch kleinere und deutlich größere Exemplare

Wenn ich am Kanal auf Aal fische, dann versuche ich erst einmal herauszufinden, welche Plätze zur gewählten Jahreszeit am besten funktionieren. Sind drei Ruten erlaubt, fische ich mit einer im Nahbereich am eigenen Ufer. Die Montage der zweiten Rute kommt an eine Kante oder an Steinen, die ich unter Wasser gefunden habe. Mit der dritten Rute experimentiere ich ein wenig. In der Regel probiere ich erst einmal, in der Kanalmitte einen Aal zu fangen. Da ich noch im Hellen am Wasser ankomme, bringt diese Montage im tieferen Wasser oft schon erste Bisse bevor es richtig dunkel ist. Aber auch in der Nacht kann die Rute in der Mitte des Kanals der Gamechanger sein. Stellt sich dann ein Platz als besonders fängig heraus, platziere ich dort eine Montage von den Plätzen, die wenig bis gar keine Bisse brachten.

Grund und Pose

Normalerweise verwende ich zwei oder drei Grundruten am Kanal. Aufgrund der Schifffahrt herrscht immer ein wenig Wasserbewegung und schwere Bleie mit Gewichten von 100 bis 160 Gramm bleiben gut am Boden liegen. Es kommt aber auch vor, dass ich eine Posenmontage mit einer Knicklichtpose einsetze. Eine Stellfischrute ist perfekt, um die Pose im Nahbereich oder an der ersten Kante im Kanal zu präsentieren. Ich nutze ein Modell mit acht Metern Länge, sodass der Schwimmer genau über dem spannenden Spot steht und nicht von der Strömung weggetrieben wird oder untergeht. Als Grundruten sind Karpfenruten mit einer Länge von 3,60 Metern und einer Testkurve von drei lbs am besten geeignet. Dazu verwende ich große Stationärrollen mit hohem Schnureinzug, um die Aale nach dem Biss schnell von den Kanten oder Steinen wegzubekommen. Die Hauptschnur sollte mindestens eine 0,35er Monofile sein. Ich fische gerne eine 0,43 Millimeter starke, abriebfeste monofile Schnur, damit bei Kontakt mit Steinen oder anderen Hindernissen immer noch genügend Reserven vorhanden sind. Bei mir kommen Festblei-Montagen mit kurzen Vorfächern und 6er bis 2er Wurmhaken an den Grundruten zum Einsatz. So sitzen die Haken bei den Aalen immer schön im vorderen Maulbereich, was ein Lösen deutlich einfacher macht – und untermaßige Fische können schnell zurückgesetzt werden.

Wurm bringt’s

Tauwurm als Schaschlik am Haken verströmt unter Wasser ein verführerisches Aroma

Tauwurm als Schaschlik am Haken verströmt unter Wasser ein verführerisches Aroma

Werfen wir einmal zusammen einen Blick auf fängige Aalköder. Wenn ich ehrlich bin, kommt bei mir fast ausschließlich nur ein Köder an den Haken: der Tauwurm. Klar, auch mit Fischfetzen, Köderfisch, Leber, Bienenmade & Co lassen sich Aale fangen. Viele verschiedene Leckerbissen habe ich schon ausprobiert, aber der Tauwurm ist und bleibt meine Nummer eins. Gerne ködere ich ihn so an, dass sich ein Schaschlik aus mehreren Wurmstücken auf dem Haken befindet. An den Schnittstellen geben die Tauwürmer einen verführerischen Duft ab, den die Aale schnell wahrnehmen. Wichtig ist mir außerdem, dass die Würmer regelmäßig ausgetauscht werden, damit sie auch schön unter Wasser für mich arbeiten. Spätestens nach einer Stunde darf ein neuer Tauwurm an den Haken. Gibt es Bisse, kontrolliere ich meine Ruten auch schon mal früher. Das heißt allerdings auch, dass ich selten ruhig auf dem Stuhl sitze, weil ich die Montagen immer wieder neu auswerfe. Dieser Aufwand lohnt sich aber und wird mit schönen Aalen belohnt. Nur wenn Grundeln im Kanal vorkommen, wie die eingewanderte Schwarzmundgrundel, probiere ich es mit diesen als Köder. Meist bringt eine Grundel die besseren Aale an die Leine und ab und an beißt auch mal ein guter Zander auf den angebotenen Köderfisch.

Schifffahrt

An vielen Kanälen herrscht ein reger Schiffbetrieb. Auf den künstlichen Wasserstraßen findet der Gütertransport mit kleineren Schuten aber auch riesigen Containerschiffen statt. Neben der Berufsschifffahrt befahren viele Hobbykapitäne die Kanäle mit ihren Sportbooten. Wenn die Schiffe am Angelplatz vorbeikommen, beginnt immer eine ganz heiße Phase. Das Wasser wird aufgewühlt, Nahrung aus den Verstecken gespült und der Sog sorgt dafür, dass die Aale aktiv werden. Häufig bekommt Ihr genau in diesen Momenten harte Bisse. Deshalb ist es ratsam, seine Montagen am Spot liegen zu lassen. Dies geht aber nur, wenn Ihr schwere, flache Bleie verwendet, die Schnüre absenkt oder der Kanal tief genug ist, damit die Schiffsschrauben nicht Eure Schnüre einsammeln.

Beißzeiten

An großen und tiefen Kanälen wie zum Beispiel am Nord-Ostsee-Kanal besteht auch tagsüber die Chance, Aale zu fangen. Dann sollte der Köder allerdings, wie schon erwähnt, in der Kanalmitte angeboten werden.

 

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