Im Südosten Irlands liegt das County Wexford. Die Region zählt zu den sonnenreichsten Ecken der grünen Insel und wird auch „Sunny South East“ genannt. Außerdem ist die Küste mit schroffen Felsen, weiten Sandstränden und vielen Mündungen ein erstklassiges Revier für Wolfsbarsch. Mit Holger Bente und Markus Müller überzeugte sich Timo Keibel Ende Juli erneut davon!

Autor Timo Keibel           Fotos Holger Bente, Timo Keibel, Markus Müller

Timo mit einem starken Wolf aus dem Mündungsbereich bei Cullenstown Beach

Timo mit einem starken Wolf aus dem Mündungsbereich bei Cullenstown Beach

Zehn Jahre ist es her, da stand ich schon einmal an diesem Strand auf der Hook Halbinsel am Fuße der Kirchenruine in Templetown. Genau an dieser Stelle fing ich meinen ersten irischen Wolfsbarsch. „Bei dem Krautgang und den Bedingungen können wir diesen Platz leider nicht beangeln“, meint Markus Müller von Inland Fisheries Ireland, der mich diese Woche gemeinsam mit Holger Bente (Dr. Catch) begleitet. Beiden kennen die Region auch durch vorherige Trips, sodass uns die Stellenwahl für die Woche keine Fragezeichen beschert.

Wir sind im County Wexford, genauer gesagt zwischen Hook Halbinsel und Kilmore Quay, unterwegs auf Wolfsbarsch. „Die Region wirkt untypisch irisch. Wir könnten auch in Südengland oder der Normandie sein“, findet Wahl-Ire Markus. Die satten, grünen Hügel werden von kleinen Wäldern durchbrochen. Malerische Orte mit bunten Häusern und stimmungsvollen Pubs laden zum Ausklang des Tages ein. Doch bevor es soweit ist, müssen erst einmal die Köder ins Wasser und Fische ans Band. Kommt mit auf die Tour in den sonnigen Südosten Irlands.

Windlücke

„Wind aus Südwest. Der steht voll auf der Hook Halbinsel. Da brauchen wir heute nicht angreifen“, begrüßt mich Markus am ersten Morgen in unserer Unterkunft unweit von Campile. Das Gute: Von dort sind es zu vielen, anderen Stellen nur rund 30 Minuten mit dem Auto. „Was haltet Ihr denn von dem weitläufigen Sandstrand an der Bannow Bay Mündung?“, fragt Holger. „Markus, da hatten wir doch vor etlichen Jahren schon sehr erfolgreich auf Seabass gefischt. Die Bisse waren spektakulär. Die Fische nahmen die Köder quasi in den brechenden Wellen. Und den Wind haben wir an dieser Stelle seitlich oder schräg von hinten“, fährt er fort. Der Plan steht und kurze Zeit später sitzen wir zu Dritt im Mietwagen. „Hammer, endlich wieder im Linksverkehr fahren“, freue ich mich. Der Weg ist von saftig-grünen Weiden auf denen Rinder grasen und dichten Büschen gezeichnet. Entlang am Seabass Cottage erreichen wir den Parkplatz am Strand, der heißt witzigerweise „The Windy Gap“ (deutsch: die windige Lücke). „Noch sieht das hier recht unspektakulär aus, aber mit fallender Tide arbeiten wir uns weiter die Sandbank hinaus. Mit der Flut fischen wir den Channel dann wieder zurück“, lässt mich Markus wissen. Rein in die Wathose, Ausrüstung auf den Rücken und los geht es. „Bis an die Spitze sind es rund 15 Minuten Fußweg“, erinnert sich Holger, der bereits einen Plan hat: „Ich beginne mit einem Blinker und wechsle anschließend auf einen Durchlauf-Meerforellenwobbler.“ Ich starte mit einem Gummifisch am Offset-Haken. Und Markus? Wer den gebürtigen Hessen kennt, weiß die Antwort: „It only counts on fly“, sagt der Vollblut-Fliegenfischer mit einem Augenzwinkern.

Ein Fischgarant war die Bannow Bay, weiß Holger Bente

Voll im Fisch

Bereits nach den ersten Würfen bekommen Holger und Markus Attacken. Die Fische bleiben allerdings nicht hängen. Ich dagegen bin noch auf der Suche nach dem richtigen Köder. Da die Strömung sehr stark ist, darf er nicht zu leicht sein, und aufgrund von sehr viel Krautgang sollte er mindestens eine kurze Zeit Krautfreiheit bieten. Meine Überlegungen werden durch ein lautes „FISCH“ unterbrochen. Holger drillt! Zwar kein Riese, aber der erste Wolfsbarsch dieser Tour. „Auf voller Wurfdistanz packe er sich den Blinker“, sagt Holger. So darf es gerne weitergehen – und geht es auch. Jetzt ist Markus an der Reihe und legt mit einem kleinen Schooly (Anm.: kleiner Wolfsbarsch bis rund 40 Zentimeter) nach. „Ein Streamer mit dunkel-chartreusem Rücken und weißem Bauch ist immer eine Bank“, weiß Markus. Und nachdem ich den passenden Köder eingeklinkt habe, lasse ich ihn konzentriert über den Grund schlendern. Dafür werfe ich gegen die Strömung aus, lassen den Happen zum Grund sinken, wo er durch die Wasserkraft durch den heißen Bereich geführt wird. Dabei halte ich Kontakt und ziehe stets Schnur ein. Tack, tack, tack holpert der Gummifisch über den Sand. BAM – Einschlag und auch mein erster Fisch hängt. Jeder fängt an diesem Tag noch weitere „Bass“. Ein Auftakt, wie wir ihn uns erträumt haben und der Grund, wieso Wexford zu den besten Wolfsbarsch-Revieren Europas zählt.

Erst Sand, dann Felsen

„Wir fischen ablaufendes Wasser noch einmal die Sandbänke das Bannow Bay-Ästuar, über Kipp, dann Platzwechsel und mit Flut bis Höchststand die Patrick’s Bay an der Ostseite der Hook Halbinsel“, schlägt Markus vor. „Dort haben wir auch Chancen auf größere Exemplare“, fügt Holger an.

Am Parkplatz „The Windy Gap“ machen wir nette Bekanntschaft mit Steven Neely. Der Nordire nimmt die drei Fahrstunden von Belfast regelmäßig und gerne auf sich, um in Wexford auf Wolfsbarsch zu angeln. „If you want to catch good numbers. This is the right place!“, sagt er. Recht sollte er haben. Auch heute dauert es nicht lange, bis Markus, Holger und ich schöne Wölfe drillen. Die Durchschnittsgröße um 50 Zentimeter kann sich dabei mehr als sehen lassen. Auch Steven fängt zwei schöne Fische.

Den Gezeitenwechsel nutzen wir, um auf die Hook Halbinsel zu fahren. Auf dem Weg passieren wir das kleine Örtchen Fethard on Sea. „Von der Brücke, wo das Rückhaltebecken und die kleine Lagune ist, tummeln sich immer viele Meeräschen. Beim letzten Besuch konnte ich sogar eine fangen“, erzählt Holger auf dem Weg. Auch Markus kennt den Platz gut: „Als ich hier zuletzt fischte, standen die Meeräschen Rücken an Rücken. Das war Wahnsinn!“ Wir nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Stopp. Die „Mullets“ sind allerdings nicht in Fresslaune, was die Woche auch so bleiben sollte.

Blick vom Parkplatz „The Windy Gap“ über die Bannow Bay Mündung

In Patrick’s Bay steht der Wind nicht ganz optimal, dennoch probieren wir es mit steigendem Wasser an den Felsen linkerhand vom Parkplatz. Während es bei Markus und mir ruhig bleibt, schnappt sich ein Schooly Holgers Gummifisch. Nächste Stelle, nächster Fisch!

Den ganzen Artikel findet Ihr in RUTE & ROLLE 11/24.

 

 

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