Das Jerken ist eine Sonderform des Spinnfischens, die meist beim Hechtangeln zum Einsatz kommt. Die Methode ist die perfekte Ergänzung zum Gummifischangeln.

Autor Georg Baumann                  Fotos Georg Baumann

Hechte beißen gut auf Jerks, wie ein Bekannter vom Autor hier beweist

Jerken ist eine spezielle Form des Spinnfischens. Jerkbaits sehen aus wie Wobbler, bei denen die Tauchschaufel vergessen wurde. Damit diese Köder ein verführerisches Spiel entwickeln, muss der Angler ihnen durch Bewegungen der Rute Leben einhauchen. Genau daher kommt der Name: to jerk bedeutet auf Deutsch rucken oder zucken. Wir rucken mit der Rute und der Jerkbait zuckt aufreizend durchs Wasser. Du kannst im Prinzip alle Raubfische mit Jerkbaits beangeln. Am häufigsten verwenden aber Hechtangler die Technik. Da macht es aus unserer Sicht auch am meisten Sinn.

Ein Pfeil mehr im Köcher!

In den letzten Ausgaben haben wir die Grundtechniken des Spinnfischens beschrieben. Ganz vorne steht das Angeln mit dem Gummifisch. Das ist die absolute Nummer eins. Wenn Du das beherrschst, deckst Du 80 Prozent aller Situationen ab. Um auch bei den letzten 20 Prozent erfolgreich zu sein, empfehle ich das Jerkbait-Angeln. Das Bewegungsmuster unterscheidet sich so deutlich von Gummifischen, Wobblern und anderen Ködern, dass Du damit Hechte fangen wirst, die auf andere Köder nicht mehr reagieren.
Wenn Hechten wiederholt die gleichen Köder präsentiert werden, lernen sie dazu und sie werden immer schlechter darauf reagieren. Das kann im Laufe eines Tages sein, wenn Du zum Beispiel ein großes Krautfeld intensiv beangelst. Der Wechsel von Gummifisch auf Jerkbait hat mir in solchen Situationen schon häufig doch noch einen schönen Fisch gebracht. Als Spinnangler solltest Du auf ein Repertoire an Methoden zurückgreifen können. Mit dem Jerkbait hast Du einen Pfeil mehr im Köcher – noch dazu einen verdammt spitzen. Außerdem macht das Jerken viel Spaß!

Die Jerkbait-Typen

Wir unterscheiden zwei Grundtypen: Glider und Diver. Glider gleiten in ausladenden Bahnen von rechts nach links durchs Wasser. Diver tauchen dagegen beim Zug nach unten ab und tauchen dann wieder auf. Von der Seite betrachtet arbeiten sie sich so im Sägezahn-Muster durchs Wasser.

Ein typischer Glider

Wir empfehlen dir die Glider, denn sie unterscheiden sich vom Lauf am deutlichsten vom Gummifisch. Seit einiger Zeit gibt es Jerkbaits, die auch ohne Schläge in die Rute seitlich ausbrechen. Sie laufen praktisch von alleine und sind kinderleicht zu fischen. Das heißt aber nicht, dass sie weniger fängig sind. Mitunter werden sie zwar als „Anfänger-Jerkbaits“ belächelt, aber davon solltest Du dich nicht abschrecken lassen. Auch wir fischen mit diesen Ködern regelmäßig und sehr erfolgreich!

Die Köderführung

Den klassischen Glider fischst Du am besten von etwas erhöhter Position, da Du die die Bewegungen mit der Rute am einfachsten nach unten ausführst. Bootsangler sind im Vorteil, es klappt aber auch vom Ufer. Mit ein bisschen Übung kannst Du die Rute auch seitlich oder nach oben führen. Das Ziel ist, dass der Köder in ausladenden Bahnen von links nach rechts gleitet, ohne dass Du den Kontakt verlierst. Nach dem Auswurf beschleunigst Du den Jerkbait mit einer Kurbelumdrehung und unterstützt diese Phase mit einer leichten Bewegung aus dem Handgelenk. Bitte nicht in die Rute dreschen als gelte es, einen attackierenden Pitbull abzuwehren! Am Ende der Bahn wiederholst Du das Muster: Kurbelumdrehung und leichte Rutenbewegung. Der Jerkbait wird nun in die andere Richtung gleiten. So vollführst du ein Zick-Zack-Muster bis vor deine Füße.

Da die meisten Glider Flachläufer sind, kannst Du den Köderlauf gut im Wasser beobachten und üben. Du wirst den richtigen Rhythmus bald gefunden haben. Sei bitte stets auf eine Hechtattacke vorbereitet! Du wärst nicht der erste, der so konzentriert auf die Köderpräsentation geachtet hat, dass er beim Biss vor lauter Schreck den Anhieb vergisst.

Manche Jerks locken zusätzlich mit Twisterschwanz

Jerkbaits, die auch ohne diese Animation seitlich ausbrechen, kannst Du monoton einkurbeln oder schnell beschleunigen und dann kurz stehen lassen. Diese Stopp-and-Go-Variante bringt im Frühjahr und Herbst die meisten Bisse.

 Rute, Rolle, Schnur

Klassische Jerkbaits wiegen oft über 80 Gramm. Um solche Schwergewichte auswerfen und führen zu können, benötigst Du starke Baitcaster-Ruten. Die Zeit der brettharten Besenstiele ist aber glücklicherweise vorbei. Die Köder haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und die früher propagierten kräftigen Rutenschläge zum Animieren der Jerks fallen heute viel sanfter aus. Für die oben beschriebene Führungsmethode sollte die Rutenspitze sensibel sein. Ein starkes, straffes Rückgrat ist trotzdem Pflicht, um die Haken der schweren Köder beim Anhieb sicher im harten Hechtmaul zu verankern. Die ideale Jerkbait-Rute hat daher eine Spitzen- oder schwach ausgeprägte semiparabolische Aktion mit nicht zu steifer Spitze. Die Länge sollte zwischen 1,80 und zwei Meter liegen.
Multirollen haben bei dieser Angelei viele Vorteile. Sie sind robust genug, um auch dauerhaft die schweren Köder auszuhalten. Außerdem kannst Du mit dem Daumen den Flug kurz vorm Ende abbremsen. Der Köder streckt sich und die Schnur verwickelt sich nicht in den Haken.
Bei der Schnur empfehlen wir eine Geflochtene von mindestens 20 Kilogramm Tragkraft. Es dürfen aber auch gerne 25 oder 30 sein. Verfängt sich die Schnur beim Auswurf, wird der Jerkbait in seinem Flug abrupt gestoppt und es wirken enorme Kräfte. Mit einer dicken Schnur vermeidest Du Abrisse. Als Vorfach empfehlen wir richtig dicke Monofile von mindestens einem Millimeter Durchmesser. Bei den Jerkbaits kommt es eher selten vor, dass die Hechtzähne Kontakt zum Vorfach bekommen. Trotzdem kontrolliere das Monofil bitte nach jedem Biss und wechsle auch bei kleinen Beschädigungen konsequent aus…(den kompletten Artikel findet Ihr in der Ausgabe 11 Eurer Rute & Rolle)

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