„Ein gutes Konzept für die Bestandserhaltung erstellte schon vor 20 Jahren die englische Bass Anglers Sportfishing Society in Kooperation mit dem
Londoner Meeresbiologischen Institut.“

Interview mit Deutschlands Wolfsbarsch-Experten Nummer eins, Rob Staigis. Er bezieht Stellung zu Einigung des EU-Rats über Fangquoten im Atlantik und in der Nordsee für 2018.

Rute & Rolle (R&R): Am 13. Dezember 2017 entschied das EU-Parlament über die Fangquoten im Atlantik und der Nordsee. Für den Wolfsbarsch soll u. a. an der Nordseeküste striktes Catch & Release gelten, für Berufsfischer gelten Schonzeiten und geringere Quoten – was hältst du von der Entscheidung?

Rob Staigis (RS): Gegenfrage: Wem soll der Entscheid nützen? Dem Wolfsbarschbestand sicherlich nicht. Solange der Bestand nur als reine Biomasse gesehen wird, bringen solche halbherzigen Verordnungen nichts. Dank der niedrigen Fangquote gehen kleine oder verletzte Fische wieder tot über Bord. Weder dem kleinen Berufsfischer noch dem Bestand ist somit geholfen. Die Zahlen des Wolfsbarschbestandes befinden sich seit über 20 Jahren auf einem steilen Sinkflug. Was längst bekannt ist. Schon damals schlugen nicht nur die Angler (vor allem englische und französische Wolfsbarsch Clubs) Alarm, auch Wissenschaftler des Londoners Meeresbiologischen Instituts machten auf die Misswirtschaft der Bestände aufmerksam. Allerdings hat sich niemand in der Brüsseler Fischerei EU Kommission dafür interessiert.

R&R: Wie soll sich das Catch & Release in Deutschland umsetzen lassen? Bedeutet das, dass wir an der deutschen Nordseeküste ein Fangverbot für Wolfsbarsche haben?

RS: Gezieltes ‚Catch & Release‘ ist in Deutschland verboten. Heißt, ich darf nicht schon mit dem Vorsatz angeln gehen, den gesamten Fang wieder schwimmen zu lassen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Diese übergeordnete Verordnung muss ja umgesetzt werden oder doch nicht? Gelten EU-Verordnungen nur zu einem gewissen Maße? Leider konnte mein Rechtsbeistand mir diese Frage nicht eindeutig beantworten.

Im März kommen die EU-Fischereiminister und der ICES (International Council for the Exploration of the Sea) zusammen, um die aktuellen Zahlen abzugleichen. Vielleicht ändert sich dann noch etwas an der Verordnung für uns Angler.

R&R: Die Einigung soll nachhaltig sein und sowohl den Fischern als auch der Küstenbevölkerung zugutekommen, heißt es. Sind wir Angler mal wieder die „Bauernopfer“?

RS: Ich zähle nicht nur uns Angler dazu. Nicht zu verachten ist auch die Tourismusbranche mit Hotels oder Restaurants, die die Auswirkungen ebenfalls zu spüren bekommen. Für die EU-Abgeordneten in Brüssel leben wohl nur Berufsfischer an der Küste.

R&R: Welche Maßnahmen würden in Deinen Augen zur Verbesserung der Bestände führen?

RS: Ein gutes Konzept für die Bestandserhaltung erstellte schon vor 20 Jahren die englische Bass Anglers Sportfishing Society in Kooperation mit dem Londoner Meeresbiologischen Institut. Dieses liegt der EU-Kommission längst vor, findet aber wenig Beachtung.

Meiner Meinung nach sollten zeitlich und auch örtlich begrenzte Schutzmaßnahmen bzw. Schonzeiten und Mindestmaße (Entnahmefenster) – speziell für Berufsfischer – eingeführt werden. Außerdem etwa ein Fangverbot in den Winterstandplätzen, Verbot der Netzfischerei (Schleppnetze und vor allem Stand- und Treibnetze) und ein Verbot der pelagischen Schleppnetzfischerei (bevorzugte Methode von großen Trawlern). Für uns Angler wäre ein Baglimit von einem Wolfsbarsch pro Tag eine sinnvolle Maßnahme und würde keinem wehtun.

R&R: Fischt Du auch im Jahr 2018 auf Wolfsbarsch?

RS: Ja! Da, wo das Angeln auf Wolfsbarsch erlaubt ist, werde ich dem salzigen Stachelritter nachstellen. Hoffentlich auch an der Deutschen Nordseeküste. Ab März wissen wir dann mehr.

R&R: Wir danken dir für deine Zeit und Meinung, Rob. Hoffen wir mal das Beste für die Wolfsbarsche.

Das Interview führte Timo Keibel

Info
Rob Staigis hat sich der Leidenschaft Wolfsbarsch verschrieben. Er betreibt die Homepage www.wolfsbarsch.info und veröffentlichte das Ruhrpott-Original das Buch „Wolfsbarsch – Erfolgreiche Angeltechniken & Plätze. Vom Mythos zum Hype“.

Lest hier die Pressemitteilung zu den Fangquoten 2018! 

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